Wir wollen heute nicht zu spät ablegen und Elmar hat schon mal die beiden Fladenbrote geholt, die Dirk gestern Abend bei Irem vorbestellt hat. „Nane will come and pay“ funktioniert hier einwandfrei. Nach dem Frühstück gehen Nane und Dirk nochmals in Irems Market, kaufen eine neue Flasche Gas und bezahlen das Brot. Im Anschluss zahlen wir bei Captains Table unsere Rechnung vom Vorabend und machen die Pura Vida klar, um abzulegen. 10:15 Uhr winken wir ein letztes Good Bye – wir sehen uns im Sommer. Auch heute hoffen wir auf segelbaren Wind und setzen Groß und Genua. Der Anfang lässt sich gut an, wir können ein wenig aufkreuzen, aber kurz vor der Untiefentonne schläft der Wind schon wieder ein. Heute wollen wir nach Orhaniye und einer Empfehlung von Hansi und Wolfgang Kahl folgen – eine Zeitreise zurück in die alte Türkei wie sie Segler vor 30 Jahren angetroffen haben. Wir haben einen Platz bei Ersoy am Steg reserviert und sind gespannt.
Im Hisarönü-Golf bekommen wir wieder etwas achterlichen Wind und können uns Richtung Orhaniye tragen lassen. Der Steg von Ersoy hat nur Platz für 3 Boote, wobei ein Engländer dauerhaft dort liegt. Wir machen neben einer englichen Motoryacht von Beneteau fest und werden herzlich begrüßt „Willkommen“, „Wie geht’s“. Ersoy und sein Koch stehen auf einem Holzsteg und nehmen die Leinen an. Die Statik des Stegs würde sicher keiner Berechnung standhalten, aber er trotzt der Theorie. Als wir liegen, erklärt uns die nette ältere Engländerin der Beneteau, dass das Essen hier sehr gut sei und auch das Wasser am Steg könnte man bedenkenlos tanken, sie hätten es mit ihrem “Watertester” überprüft. Schwimmen kann man in Orhaniye nicht, das Wasser hier hinten ist zu schlammig und Nane hat für die Muring vorsichtshalber schon Handschuhe angezogen, denn die Leinen haben hier gern Muscheln, an denen man sich die Finger aufschneiden kann.
Dirk geht mit seine Kamera auf Entdeckungstour und kommt mit Geschichten von Schafen, Kätzchen, Idylle und Bougainville zurück. Es gibt Toiletten und Duschen, die einfach sind, aber wir hatten es schon schlimmer, darum alles okay. Die Familie gehört zu den “Sammlern”, denn überall liegt etwas auf einem Haufen, was man noch brauchen könnte. Sobald jemand von Bord geht, springt jemand auf und fragt, wie er helfen kann – irgendwie goldig hier.
Als wir zum Essen gehen sind wir gespannt. Wir bekommen die Vorspeisen aufgezählt und ZR meint, er solle doch einen Teller machen – gemeint war ein Teller mit „von allem ebbes“ aber wir bekommen 10 Teller mit großen Portionen von unterschiedlichen Vorspeisen. Bohnen, Auberginen, frittierte Zucchini, Spinat, Haydari, gefüllte Weinblätter, Sigara Börek….. Petra und Nane sind froh, keinen Hauptgang bestellt zu haben, denn sie können sich an den Vorspeisen ausreichend satt essen. Elrmar und ZR entscheiden sich für Lammspieße und Dirk für Hähnchen – es schmeckt super lecker und alle sind zufrieden – auch die Mücken, die sich an uns sicher auch gut satt essen konnten. Zurück an Bord bitten wir die Nachbarn ihre Klimaanlage auszustellen, was nicht auf Gegenliebe stößt, aber das Geräusch ist einfach zu nervtötend, als dass wir es die ganze Nacht ertragen wollten. Nach einem letzten Drink verschwinden wir in den Kojen.