Montag, 16.09.2024 | Bahce Koyu – Kara Ada | 22,14 nm

Nane wacht gegen 7:30 Uhr auf, checkt die App mit dem Ankeralarm – wir haben uns kaum bewegt in der Nacht – dreht sich nochmal um, um dann doch nicht mehr zu schlafen und entscheidet sich, Wasser für Kaffee und Tee aufzusetzen. Morgendliche Ankeridylle mit einem ersten Kaffee – unbezahlbar. Micha, der draußen schläft ist schon im „Aufwach-Modus“ und freut sich, dass er einen Kaffee ans Bett kriegt. Nach und nach kommen alle an Deck und wir beschließen, nur ein wenig Obstsalat, Joghurt und Müsli zu frühstücken, denn wir wollen gegen 10:30 Uhr los Richtung Kara Ada in die „Aquarium Bay“. Wir gönnen uns alle noch einen erfrischenden Morgen-Swim. Die Meinungen zur Wassertemperatur gehen auseinander – Die PV zeigt 26,5 °C an, Sven meint das passt, Nane glaubt es sind max. 24 °C und Dirk findet es frisch ohne das genauer zu präzisieren. Pünktlich um 10:30 heben wir den Anker. Dirk und Micha bauen noch ein paar Markierungen in der Kette ein, denn bis auf die gelbe 30 Meter-Markierung sind die 10 und 20 Meter nicht mehr erkennbar. Wir fahren unter Motor aus der Bucht von Yalikavak, vorbei an kleinen Inselchen, sehen in der Ferne Kalymnos und Pserimos, dann Kos und haben leider keinen ausreichenden Wind, um mit achterlichem Wind zu segeln. Der Versuch es bei 6,5 Konten wahrem Wind mit der Genua zu probieren, scheitern an 1 Knoten Fahrt über Grund. Vor uns liegen noch 12 Seemeilen, das macht so leider keinen Sinn. Also müssen wir motoren. Gegen 15 Uhr steuern wir Richtung Aquarium Bay und verschaffen uns einen Überblick. Es liegen zwei Segler am westlichen Ufer vor Anker und dazwischen könnte es für uns passen. Wie immer kommt der Wind nicht wenn man ihn zum Segeln braucht, sondern beim Anlegemanöver. Nane ist am Anker und lässt ihn auf 11 Meter mit hellem Sandgrund fallen. Dirk steuert die Lücke an, die wir uns ausgesucht haben und bei 40 Meter Kette springt Micha ins Wasser, um die erste Landleine zu legen, dass wir erst mal fest sind. Die Felsen eignen sich optimal für Landleinen und als wir fest sind, legen wir eine zweite Leine und versetzen die erste nochmal, dass wir größere Winkel haben. Um 15.24 Uhr sind wir zufrieden und  gönnen uns einen Anleger. Neben uns liegt eine Beneteau 58 und eine kleine 30-Fuß-Yacht. Zwei Gullets sind in der Bucht und ein Katamaran hat sich frei schwojend nach uns in die Mitte der Bucht gelegt. Leider steht Schwell in die Bucht und lässt uns schaukeln – wir hoffen, dass das bald aufhört. Wir gehen erst mal alle schwimmen. Nane taucht den Anker ab – fest eingegraben im Sand, die Kette gerade nach vorne und auf Spannung – perfekt. Dirk macht zum Schutz der Landleinen bei den Felsen noch Schlauch um die Leinen, dass sie nicht aufscheuern. Wir genießen den Nachmittag, wenn nur der doofe Schwell nicht wäre. Heute Abend soll es Ofengemüse, Tortilla und Salat geben, Nane und Lenka sind in der Küche, aber Nane verträgt den Schwell unter Deck so gar nicht und muss Lenka allein weiter arbeiten lassen. Vielleicht liegt es am zunehmenden Mond, denn von Wind und Strömung draußen, dürfte kein Schwell in die Bucht stehen, wir können es uns tatsächlich nicht erklären. Der Kat schwankt noch viel mehr und der kleine Segler auch, sogar die Güllets sind in Bewegung. Im Cockpit ist das noch gut auszuhalten, unter Deck weniger. Am Abend sehen wir tatsächlich Wildschweine in der Bucht, die durch die Gullets mit Küchenabfällen angefüttert werden. Drei Wildschweine kloppen sich um die „Leckereien“. Das Wasser ist toll, kristallklar und durch den hellen Sandgrund schimmert es türkis – optisch sehr schön, vom Schwell her furchtbar. Die Tortilla mit karamellisierten Zwiebeln ist köstlich, ebenso das Ofengemüse und der Dip. Auch der Salat wird komplett aufgegessen, so dass dem schönen Wetter nichts mehr entgegensteht. Wir gönnen uns noch einen Raki und verschwinden relativ früh kurz nach 22 Uhr in den Kojen. Einschlafen ist durch den Schwell nur schwer möglich und nervt ungemein – die Bucht brauchen wir so schnell nicht mehr. Gegen 3 Uhr lässt der Schwell etwas nach und wir können etwas schlafen. Morgen wollen wir nicht zu spät los, denn wir haben 33 Seemeilen vor uns.

Sonntag, 15.09.2024 | Güllük – Bahce Koyu | 25,87 nm

Trotz des langen Abends wachen wir kurz vor 8 Uhr auf und starten mit den Frühstücksvorbereitungen.  Der Wind ist schon recht stark und die Brandung klatscht hinter den Toiletten- und Duschhäuschen gegen die Hafenmauern. Wir wollen heute in eine Bucht gegenüber der Yalikavak Marina und frei schwojend ankern. Dirk checkt was die Marina noch von uns braucht, nichts mehr, wir haben alles bezahlt, geben die Zugangskarte ab und müssen nur Kanal 72 anfunken, wenn wir auslaufen wollen. Das Pilotboot kommt, hilft mit den Achterleinen und wir kommen super raus. Die Güllük-Marina bietet ausreichend Platz zwischen den Pontons – wirklich klasse.

Um 10:45 Uhr legen wir ab und kaum sind wir draußen, bläst uns der Wind ins Gesicht und wir müssen gegenan mit hohen Wellen kämpfen. Die Pura Vida kämpft sich stampfend durchs Wasser und die Windanzeiger geben uns leider keine Auskunft über die Windstärke. Wir beschließen erst mal vorbei an den Fischfarmen im Fahrwasser zwischen grüner und roter Tonne unter Motor gegenan Strecke zu machen und später unter Segel aufzukreuzen. Außer uns ist kein anderer Segler zu sehen. Hin und wieder begegnen uns Fischerboote oder die ein oder andere Motoryacht. Um 12:20 setzen wir die Genua und kreuzen auf. Schnell haben wir trotz Strömung und hoher Welle 6 Knoten Fahrt und kommen gut voran. Unter Segel kommt hin und wieder auch die Windanzeige – scheinbar teilweise über 30 Knoten, gegen später dann konstant bei ca. 25 Knoten. Die Pura Vida liegt gut im Wasser. Micha teilt sich mit Nane die Arbeit am Steuer und gemeinsam segeln Sie ein großes schönes M ins Wasser.

Gegen 15.40 steuern wir in die Bucht von Yalikavak. Die erste Ankerbucht ist recht voll und wir hoffen, dass wir in der Bahce Koyu, die wir uns für heute als Ziel gesetzt haben, einen Platz finden. Als wir die Bucht ansteuern liegen schon etliche Motorboote vor Anker, aber wir finden einen Platz, auf dem wir auf 10 Meter den Anker gegen den Wind schmeißen können. Mit 2.000 Umdrehungen fahren wir um 16.05 Uhr den Anker ein und haben stehende Peilung – passt. Nane aktiviert ihre Anker-App und wir gönnen uns den ersten Anleger auf diesem Törn. Käsewürfel, Kabanossi, Oliven und Tuc-Kekse mit Aperol-Sprizz, Radler, Fanta und Wasser.

Die Crew will erst mal ins Wasser, der Skipper ist emotional noch nicht so weit. Die Temperatur-Anzeige gaukelt etwas von 27 ° C vor – so wirklich glauben will das erst mal niemand, aber erfrischend und nicht zu kalt, Hauptsache naß ist die Zusammenfassung aller, die im Wasser waren.

Zum Abendessen gibt es Pasta à la Jürgen mit frischen Tomaten, Knoblauch und Feta und Salat – lecker. Der Nachtisch fällt heute einfach aus – Snickers – in Gedenken an ZR. Wir genießen die Lichter der Hotel- und Wohnanlagen in der ganzen Bucht – einsam fühlt sich anders an. Nane verkrümelt sich heute früh ins Bett, irgendwie fehlt der Schlaf der letzten beiden Nächte, Dirk macht es ihr nach. Lenka, Sven und Micha quatschen noch ein bisschen und verschwinden auch in den Kojen, Micha schläft wie immer an Deck. In der Nacht hören wir noch einen türkischen Männergesangsverein von einem Fischerboot, die sehr motiviert und laut türkische Lieder von sich geben, bis sie endlich gegen 3 Uhr auch leiser werden.

Samstag, 14.09.2024 | Güllük

Wir sind schon vor dem Wecker durch ein Hundekonzert wach und freuen uns über die tollen Duschen in unserer Familiensuite, mit 2 Bädern. Wir haben gut geschlafen und gönnen uns erst mal ein ausgiebiges Frühstück. Gestern Abend haben wir mit Esin ausgemacht, dass wir uns gegen 10 Uhr in der Marina treffen, um gemeinsam einkaufen zu gehen. Als Esin anruft und uns mitteilt, dass es ihr ins Kreuz gefahren ist, wissen wir, dass daraus leider nichts wird. Sie wird mit Salih am späten Nachmittag kommen, uns das bestellte Akmina bringen und wir werden gemeinsam zum Essen gehen – passt. Sven will noch zum Berber, also wollen wir zu viert mit dem Taxi und Gepäck für 5 Personen in die Marina. Nane fragt im Hotel nach einem großen Taxi und es fährt ein Bus wie von DM-Transfer vor. Vorsichtshalber fragen wir nach dem Preis, denn ein Taxi kostet 150 Lira für die kurze Strecke. Als man 30 Euro aufruft, weigern wir uns und landen schließlich bei 5 Euro – okay! In der Güllük Marina laden wir aus und plötzlich versucht man nachzuverhandeln und will 20 Euro. Da wir heute Morgen keinen Stress brauchen, das war gestern genug, geben wir dem Fahrer 10 Euro und gut! Wir bringen das Gepäck auf den Steg und Dirk bleibt vor Ort, um das Thema mit dem Abpumpen zu lösen, denn am Sonntag ist der Service nicht verfügbar, so dass wir gar nicht auslaufen könnten – super gelöst, Danke liebe Vor-Crew! Dirk will die Pura Vida checken und auch vor Ort klären, ob das mit dem Reinigungs-Service und der Wäsche klappt. Er organisiert sogar noch einen „Anschlusschlauch“ weil unser Wasserschlauch für den vorderen Tank zu knapp bemessen ist, wenn der Wasseranschluss nicht direkt vor dem Boot vorhanden ist. Micha, Lenka und Nane nehmen ein Taxi zum Migros – 150 Tyl – absolut okay. Sven ist schon im Migros und wir teilen uns auf, um die lange Einkaufsliste abzuarbeiten. Das klappt einwandfrei. Unser Lieblingswein Leyla ein trockener Weißwein ist nicht im Regal. Nane fragt nach und eine Junge Mitarbeiterin macht sich auf die Suche im Lager. Nach 15 Minuten ist sie freudestrahelnd wieder da und schleppt eine Kiste mit 12 Flaschen mit sich – perfekt! Der Taxifahrer hat uns noch einen Gemüseladen mit regionalem Obst empfohlen und so schicken Lenka und Nane die Jungs mit dem Großeinkauf Richtung Marina und gehen noch in einen Käseladen und Obst und Gemüse kaufen – bis auf „Nüssle“ bekommen wir alles. Zurück in der Marina beladen wir die Pura Vida, packen unsere Sachen aus, richten uns häuslich ein und genießen den Nachmittag mit einem Drink. Esin uns Salih haben sich auf 18:30 Uhr angekündigt, wir haben also Zeit, um anzukommen. Als die beiden am Tor vor der Marina stehen, freuen wir uns riesig und laufen ihnen entgegen. Es ist 4 Jahre her, dass wir uns in Palamut getroffen haben, mitten im Corona-Sommer und mit FFP2 Masken in geschlossenen Räumen. Mittlerweile studiert Ada in Göttingen und Dohan in Canada – es ist viel passiert in der Zwischenzeit, so dass wir uns viel zu erzählen haben und der erste Drink an Bord etwas länger dauert, bis wir ungefähr wieder up to date sind. Die Restaurant-Wahl überlassen wir den Einheimischen und Salih besteht darauf zweimal zu fahren, um alle ins Restaurant zu bringen. Wir gehen ins Kirinc Restaurant – bekannt für seine Fisch-Spezialitäten und genießen ein ausgiebiges und grandioses Abendessen. Für 7 Personen zahlen wir 5.100 Tyl – absolut angemessen. Kurz vor Mitternacht müssen wir leider an den Abschied denken und Salih bringt die Erste Gruppe in die Marina. Nane, Micha und Esin quatschen weiter – wir müssen jede Minute auskosten, aber auch diese Zeit geht vorbei und so kommt es zu einer letzten Umarmung am Tor der Marina, verbunden mit der Hoffnung, dass das nächste Wiedersehen nicht so lange auf sich warte lässt. An Bord nehmen wir noch einen letzten Schluck und sind erschrocken, als wir auf die Uhr schauen, kurz nach 1 Uhr – ab ins Bett.