Lautes Hundebellen weckt uns auf. Die Straßenhunde von Datca geben ein morgendliches Konzert. Dazwischen ertönt permanent ein Alarmsignal – in der Marina und den umliegenden Straßen ist der Strom ausgefallen. Zwei russische Crews haben Ankersalat und rufen sich nicht ganz so freundliche Worte zu. Spannend ist, dass wir keine russische Nationalflagge für die Crews sehen – man versucht hier unter dem Radar zu bleiben. Wir genießen erst mal den morgendlichen Kaffee von ZR. Nane zieht los, um Ekmek zu kaufen. Die kleinen Markets haben noch zu und so bleibt nur der Migros. Dort ist das Licht aus und die Migros-Mitarbeiter wirken etwas hektisch. Nane versucht zwei Ekmek zu kaufen, aber das Kassensystem ist aus. Mit etwas Überredung schafft sie es doch zwei Ekmek zu bekommen, weil sie cash und passend zahlt. Zurück an Bord frühstücken wir erst mal zusammen. Kurz nach 9 Uhr zieht Nane nochmal los, um zum Metzger zu gehen und Hackfleisch zu kaufen, damit Elmar in der Bucht Köfte machen kann. Die Vorfreude der Crew ist schon seit gestern recht groß – ohne dass wir ihn unter Erfolgsdruck setzen möchten.
Wir wollen unsere Liegegebühr bezahlen, aber der Hafenmeister ist nicht zu sehen und sein Assistent erklärt er kann keine Gebühr kassieren. Der Hafenmeister diskutiert am Taxistand mit Bauarbeitern wegen des fehlenden Stroms in der Marina und Nane versucht nochmal zu zahlen. Das Problem ist, dass die Kreditkarten-Maschine nicht funktioniert – kein Problem wir zahlen cash. Erst will der junge Mann 150 Euro, dann 1500 Tyl für die Nacht ohne Strom und ohne Wasser (Wasser hatten wir aber) – passt. Letztes Jahr haben wir noch 800 Tyl bezahlt.
Gegen 11 Uhr legen wir ab, verabschieden uns von der schwäbischen Nachbar-Crew, die ganz aus der Nähe kommt und holen den Anker auf. Das klappt wunderbar und ohne viel Wind motoren wir vorbei an der Usunca Adasi mit dem kleinen Leuchtturm auf den Felsen. Es ist nicht viel Wind, aber wir setzen die Genua, in der Hoffnung, dass noch was kommt. Schaun wir mal. Ohne Motor hört sich die Musik auch besser an….
Das war ein kurzes Vergnügen, der Wind ist weg und das mal so richtig. Spiegelglatte See liegt vor uns und die Sonne heizt uns gehörig ein… Wir motoren vor uns hin und die halbe Crew nutzt die Zeit für ein Nickerchen. Auf der Höhe der Palmenbucht (Hurmali/Azmak Bükü) sehen wir, dass nur ein Schiff in der Bucht liegt und versuchen unser Glück. Aber das Wasser ist nicht schön. Es schwimmt sehr viel Plastikmüll herum und es muffelt – hier findet kein Wasseraustausch statt und so schön die Bucht auch ist, heute wird sie nicht unser Ankerplatz für die Nacht. Wir nehmen Kurs auf Karasüleyman Bükü – frei schwojend ist der Plan und obwohl InBükü auch sehr schön ist, haben wir keine Lust mehr noch länger zu motoren.
Als wir die Bucht von Karasüleyman Bükü anlaufen, ist noch ein Ausflugsboot mit Badegästen in der Bucht. Wir werfen einen „Interims-Anker“ und wollen uns, wenn die Bucht wieder frei ist, in die Mitte legen. Der erster Versuch sieht nur auf den ersten Blick gut aus, der Anker hält zwar bei 2.000 Umdrehungen im Rückwärtsgang, aber als Dirk den Anker abtaucht, haben wir einen „Dreckbollen“ am Anker, der nicht halten wird. Also noch mal. Auch der nächste Versuch scheitert, der Anker hat sich an der Stelle nicht eingegraben. Erst beim dritten Versuch um 16 Uhr ist der Skipper zufrieden Das hat uns jetzt knapp eine Stunde beschäftigt, aber wie richtig diese Entscheidung war, werden wir in der Nacht erfahren. Wir haben auf 4 Meter Tiefe 30 Meter Kette gesteckt. In der Zwischenzeit ist eine kleine Motoryacht reingekommen, die ihren Anker einfach nur geworfen hat, ohne ihn richtig einzufahren. Auch hier werden wir in der Nacht erleben, dass das keine gute Idee war. Nane setzt ihren Schwojekreis in der Anker-App, wir schwimmen und genießen, dass wir endlich liegen. Die Böen lassen uns ganz schön um den Anker kreisen, aber die letzten 10 Meter Kette liegen flach auf dem Boden – also alles gut. Dirk verzurrt das Dinghi nochmal fester, und hängt es niedriger, damit es keinen allzu großen Widerstand in den Böen erzeugt. Elmar verschwindet in der Kombüse und bereitet aus dem Hackfleisch Köfte zu. Zwiebeln, Petersilie, Bulgur und ein Ei kommen in die Masse. Dirk ist aufmerksamer Assistent in der Kombüse. Als Beilage gibt es Kartoffelschnitze mit Rosmarin aus dem Backofen. Das Abendessen schmeckt köstlich und wir stufen die Köfte von Elmar in die Kategorie „Beste Köfte ever“ ein. Gott sei Dank hat Nane so viel eingekauft, dass die Reste für einen morgendlichen Mittagssnack auch noch ausreichen. Nach dem Essen genießen wir den Abend – die Wettervorhersage sagt eine ruhige Nacht voraus und wir verschwinden nach und nach in den Kojen.
Nachts um drei wachen wir auf, weil der Wind zugenommen hat, es kommen Böen bis zu 29 Knoten in die Bucht und wir sichern erst mal alle Handtücher. Es regnet leicht – komisch in der Vorhersage ist nichts zu sehen auch aktuell nicht. Wir bleiben eine Weile an Deck und beobachten die Lage. Als es ruhiger wird, gehen wir wieder schlafen. Kaum eine Stunde später macht der Anker-Alarm von Nane Krach. Jetzt kommt der Wind nicht mehr aus westlicher Richtung sondern aus östlicher und wir werden in die andere Richtung der Bucht vertrieben. Dort pendeln wir uns wieder ein und Nane erweitert ihren Alarmkreis. Das Motorboot ist nicht mehr zu sehen, aber wir sehen Fahrtlichter an den Felsen am östlichen Ufer der Bucht. Am nächsten Morgen stellen wir fest, dass das Motorboot mit vielen Manövern und viel Gas versucht sich von der Stelle frei zu fahren. Schließlich gelingt es ihm und er ankert wieder in unserer Nähe. Der Anker hat in der Nacht nicht gehalten und das Boot ist mit dem Anker in den Felsen hängen geblieben. Als die Sonne wieder scheint, legen wir uns erst mal wieder eine Runde aufs Ohr, das war doch etwas nervaufreibend heute Nacht.