Montag, 29.09.2025 | Orhaniye – Kocabahce Koyu | 9 nm

Heute brauchen wir nur einen Kaffee – wir sind immer noch satt, vom ausgiebigen Abendessen bei Ersoy. Das Nachbarschiff geht noch frühstücken und die Omeletts sehen wirklich gigantisch gut aus, sind aber auch sehr große Portionen. Wir trinken noch einen Cay mit den Jungs und bezahlen die Rechnung vom Vorabend. So günstig haben wir noch nirgendwo gegessen! 1.300 Tyl für uns beide bei allem, was aufgefahren wurde – wirklich zu empfehlen! Für heute ist kein Wind angesagt, wir legen ab und fahren die 1,5 Stunden unter Motor Richtung Kocabahce. Die Il Sogno wird uns einholen – Reisegschwindigkeit zwischen 12 und 15 Knoten. So ist es auch, in der Einfahrt nach Selimiye überholen uns die Jungs und Dirk filmt die Il Sogno, wie sie an uns vorbeikommt, natürlich nicht ohne zu winken und zu rufen, dass wir langsam sind. Dafür haben wir an der Tanke ausgerechnet, dass wir nur 1,74 Liter Diesel pro Motorstunde gebraucht haben, das ist richtig gut. Hansi braucht 70 Liter Sprit pro Stunde, das ist der kleine Unterschied.

Wir kommen kurz nach 11 Uhr in Kocabahce an und gehen erst mal hallo sagen. Berrin und Tarek laden uns auf einen Tee ein und wir bekommen noch Brot und Ei als Snack – die beiden sind gerade am Frühstücken. Danach wollen wir ins Wasser bevor der Regen kommt. Wir genießen die Schwimmrunde zu den roten Bojen und finden es schön, nochmal hier zu sein. Ein Crew-Mitglied von Hansi macht das Kanu fertig und geht auf Tour. Dirk geht eine Runde Drohne fliegen. Die Wolken werden schwarzer am Himmel und es fängt an zu regnen. Wir machen den Sonnenschutz runter, dass wir möglichst trocken im Cockpit bleiben können, funktioniert einigermaßen. Passend zu dem Schmuddelwetter macht Nane eine große Portion Milchreis mit Zimt und Zucker und wir genießen die warme Zwischenmahlzeit bei heftigem Regen im Cockpit.

Gegen 16:30 Uhr ist der Regen vorbei und wir gehen nochmal eine Runde schwimmen. Dirk ist mit Taucherbrille und GoPro unterwegs, mal sehen, welche Bilder er mitbringt. Hansi hat auch eine Drohne dabei, die ist neu und er hat sie zu Hause noch nie ausprobiert, also tüfteln Dirk und er, wie sie das Ding gestartet kriegen. Irgendwann klappt es. Währenddessen trinkt Nane mit Berrin Cay, ein türkischer Skipper eines großen Motorbootes sitzt mit dabei und fungiert als Übersetzer. Dann kommen noch zwei Frauen von dem Motorboot dazu. Wenn Nane es richtig verstanden hat, muss sie nur 3 Monate im Jahr arbeiten, den Rest ist sie mit der riesigen Yacht (viel größer als die Il Sogno) mit Kaptan, Crew, ihrem Mann und Freunden unterwegs. Nicht schlecht. Schade, dass wir das nicht auch so realisieren können.

Der Wind nimmt zu und bei Sailors wird alles nach Innen verlagert. Kaum jemand möchte draußen sitzen. Wir haben Hoodies an und sind froh, dass wir sie dabeihaben. Um 19 Uhr gehen wir zum Essen. Hansis Crew schlemmt und ist begeistert. Nane checkt das Wetter und ist es weniger. Der zunehmende Wind wird am Dienstag und Mittwoch noch stärker, in Böen bis 30 Knoten. Also entscheiden wir, dass wir morgen früh um 8.30 Uhr ablegen und zu Captains Table an den Jetty gehen, um dort den Dienstag abzuwettern, evtl. auch den Mittwoch, mal sehen. Auf der Il Sogno gibt es noch einen Campari Orange als Absacker, wir verabschieden uns aber recht früh, weil wir noch eine Mütze Schlafe brauchen. Der Wind pfeift und die Wellen klatschen gegen die Boote – die Geräuschkulisse ist recht laut, um in den Schlaf zu finden.

Sonntag, 28.09.2025 | Kuruca Bükü – Orhaniye | 13 nm

Wir wachen erst gegen 8 Uhr auf – nach 2 Wochen sind wir im Urlaubsmodus angekommen. Nane kocht Kaffee und wir frühstücken nur ein Müsli. Unterwegs wollen wir überbackene Brote mit Schinken, Tomaten und Käse machen. Wir haben wenig achterlichen Wind, wollen aber trotzdem jede Segelminute nutzen und setzen die Genua. Nane bereitet die Brote vor, schmeißt den Backofen an und nach 30 Minuten genießen wir bei gemütlichen 4 Knoten Fahrt das Essen und den Blick auf die Küste, die an uns vorbeizieht. Der Wind nimmt zu und wir bekommen mehr Fahrt – schön. In Orhaniye wollen wir auf jeden Fall volltanken – wer weiß, wie das bei den vorhergesagten Windverhältnissen am Freitag, wenn alle in der Netsel tanken wollen, möglich sein wird. Als wir gerade an die Tanke fahren, ruft Hansi an, wo wir denn bleiben. Er hat heute für uns bei Ersoy einen Platz am Jetty reserviert. Dirk meint, in 20 Minuten sind wir da. Die Bucht von Orhaniye ist voll mit Ankerliegern, teilweise auch an der Boje. Der Kurs gleicht einem kleinen Slalom. Hier liegen richtig schöne teure Yachten, an Jettys, an Bojen mit Landleine, eine neben der anderen.

Am Steg von Ersoy stehen schon Mustafa und sein Vater „Herzlich willkommen“ rufen sie uns entgegen. Hansi übergibt die Muringleine an Nane und so kommen wir perfekt an den Steg. Wir begrüßen Hansi mit seiner Männer-Crew und nach einem Shandy als Anleger und einem Obstsalat mit Joghurt als erfrischenden Snack ist Dirk in Reparaturarbeiten involviert. Beim Ausfahren der automatischen Badeleiter hat sich Hansi den Gashebel seines Dinghis abgerissen. Nach einer Weile mit vielen Bemühungen, es wieder hinzukriegen, kommt man zu der Erkenntnis, dass es ohne Ersatzteile nicht gehen wird. Wir schnacken von einem Boot zum anderen und verabreden uns um 19 Uhr zum Essen.

Ersoys Pansiyon und der krumme und schiefe Jetty erinnern an die Türkei vor 30 bis 40 Jahren. Als man anfing, Seglern Anlegemöglichkeiten zu bauen und ihnen etwas typisch türkisches zu kochen. Es ist eine nostalgische Zeitreise, die einen hier erwartet und das Ambiente ist sehr ursprünglich und rustikal. Dafür sind die Google-Bewertungen für das Essen phänomenal gut. Hansi schwärmt uns von einem Tavuk-Cordonbleu gefüllt mit Käse und Zwiebeln vor, das er hier gerne ist. Wir haben einen gemeinsamen Tisch, lernen die Männer-Crew aus Duisburg und Umgebung kennen und finden die Altersspanne von Ende 50 bis über 80 richtig klasse. Dirk geht auf Entdeckungstour mit seiner GoPro und kommt mit frischen Feigen für Nane zurück – lecker. Als wir zum Essen gehen, kommen Vorspeisen ohne Ende, getoastetes Brot, Butter, gegrilltes Gemüse, Bohnen, Salat, Gemüse mit Joghurt, ein Auberginen-Auflauf, Sigara Börek und noch einiges mehr. Zum Hauptgang folgen die meisten Hansis Empfehlung, einige entscheiden sich für Schwertfisch. Das Essen ist super, dazu gibt es Berge von Pommes und Nanes „kücük“-Portion wäre bei uns zu Hause ein Mega-Cordonbleu. Ach ZR wo bist Du? Wem kann ich das tolle Fleisch anbieten, wenn ich satt bin? Hansi und einer seiner Crew machen für Nane den ZR und sie ist froh, denn es wäre zu schade, um das gute Essen. Im Anschluss gibt es noch Cay und Wassermelone. Dann gehen wir auf einen Absacker auf die Il Sogno aus einem Absacker werden zwei, drei, vier. Wir haben sehr viel Spaß, lachen, erzählen Anekdoten – die Jungs waren alle im gleichen Kanu-Verein und haben an internationalen Wettbewerben teilgenommen. Die beiden älteren Herren waren Trainer und hatten einige ihrer Schützlinge bei den deutschen Meisterschaften und bei der Olympiade – cool. Kurz nach Mitternacht verabschieden wir uns und gehen zurück auf die PuraVida. Morgen wollen wir zusammen mit der Il Sogno nach Kocabahce – Regen ist angesagt, den kann man dort gut abwettern. Nane hat bei Tarek reserviert – klappt also.

Samstag, 27.09.2025 | Karasüleyman Bükü – Kuruca Bükü | 17 nm

Die Nacht war geprägt von russischen Gesängen und lauten Trinksprüchen, die über die Bucht schallten – schön ist anders. Die Lieblingsbucht von Nane wird es wohl nicht bleiben. Wir wollen heute die Bucht Sariliman austesten, östlich in der großen Datca-Bucht, direkt hinter einer kleinen Insel. Naviliy zeigt die Bucht als sicheren Ankerplatz für den kommenden Tag und die Nacht in grün an. Also Anker auf und los. Wir haben keinen segelbaren Wind, bis wir an das Kap Karabuk Burun kommen. Hier stehen knapp 20 Knoten gegenan in der Bucht. Beim besten Willen, das hat keinen Wert, der Wind steht ungeschützt in die Bucht, keine Ahnung, wer die Bucht als sicher bei Nördlichen und westlichen Winden eingestuft hat, aber das keinen Sinn. Also Plan B Kuruca Bükü. Diesmal wollen wir es im nördlichen Teil der Bucht versuchen auf max. 7 Metern. Jetzt mit achterlichem Wind ausgestattet, setzen wir die Genua und cruisen zurück in die Bucht. Wir machen einen Ankerplatz neben einer 54 Beneteau „Leyla“ aus, die an einer Boje hängt und werfen den Anker auf 6 Metern Tiefe. Kristallklares Wasser und herrlicher Sandboden. Der Anker hat sich perfekt eingegraben, idealer Liegeplatz wir sind begeistert. Erst mal ein Shandy und dann eine Runde schnorcheln – herrlich. Wir genießen den späten Nachmittag. Zum Abendessen gibt es die restlichen Penne Arrabiata, dazu leise Jazz-Musik aus dem Club am Stand und im Anschluss einen herrlichen Sternenhimmel.