Dienstag, 23.09.2025 | Bozburun – Kuruca Bükü | 14,5 nm

Wir schlafen tief und fest. Im Juni wurden wir hier im Hafen vom Erdbeben kurz nach 2 Uhr morgens geweckt – heute ist alles ruhig. Wir wachen erst auf, als das Nachbarboot morgens um 7 Uhr den Motor startet und ablegt. Wir sind an Deck, um sicherzustellen, dass sich nichts verheddert, passt. Good Bye KarenM.

Wir gönnen uns nochmal eine Runde Schlaf und werden um kurz nach 8 Uhr durch die zunehmenden Geräusche von Bozburun wach. Nane kocht erst mal Kaffee – wichtig! Dann holt sie ein frisches Fladenbrot und noch zwei 5-Liter-Kanister Wasser. Dirk konferiert mit Walter und prüft Kabelanschlüsse. Und wieder kommt uns ein Zitat von ZR in den Sinn „Sell Elektrisch isch ell a glomb.“

Bis jetzt war keiner da, um die Hafengebühr zu kassieren. Aber überall im Hafen sind Kameras, Nane will nicht riskieren, dass wir von der Sahil Güvenlik wegen „Zechprellerei“ aufgestoppt werden und macht sich auf den Weg ins Hafenbüro.

1.600 Tyl kostet der ungeplante und ungewollte Aufenthalt in Bozburun. Nane diskutiert um Indirim, wegen der defekten Duschen und Toiletten und plötzlich versteht man gar kein englisch mehr…. Spannend in einem Zoll-Hafen. Was soll’s „ohmmm“ alles wird gut. Wir quatschen mit Bülent, der eine Bozburun-Karte hat, um ihm ein wenig „Wasser“ abzukaufen. Sollte klappen, aber wir müssen warten bis er sein Boot aufgefüllt und abgespritzt hat. Murphy ist auch heute noch am Start, denn jetzt ist seine Karte leer und muss erst wieder aufgeladen werden….. Wir warten mittlerweile ist es 10:30 Uhr, wir haben das dringende Bedürfnis raus zu kommen. Aber was sein muss, muss sein.

Um 11:45 Uhr haben wir endlich Wasser gebunkert und können los. Tschüss Bozburun – Du gehörst nicht zu meinen Lieblingsorten. Wir wollen in eine Bucht und steuern Saksili Koyu an, eine traumschöne Bucht, die wir im Juni fast für uns allein hatten. Aber leider ist sie voll zwei Gullets, zwei Motorboote und ein Ausflugsboot – keine Chance. Wir suchen nach Alternativen in der Nähe, aber alles, was wir uns aussuchen ist entweder voll oder nur mit Landleine zu lösen, was schnell gehen muss, das ist bei kleiner Crew, einer am Anker, einer am Steuer schlecht möglich. Wir sind ein wenig angenervt, wir könnten ja auch mal Glück haben. Aber nein. Wind ist auch keiner, wieder Motorstunden – grummel. Also raus aus dem Yesilova und einmal quer rüber im Hisarönü, Richtung Kuruca Bükü.

Dirk hat Sorge, dass in der Bucht, die relativ tief ist, schon zu viele Yachten liegen, aber Nane will es ausprobieren. Gegen 14:45 Uhr kommen wir in die Bucht und das Ankerfeld ist gut belegt. Wir cruisen langsam die Bucht ab, sehen die Etcetera mit der holländischen Crew liegen, die hier früher Flotillensegeln angeboten haben und werfen unseren Anker auf 17 Meter Tiefe. Dirk ist am Anker und Nane am Steuer. Mit 2.000 Umdrehungen im Rückwärtsgang haben wir stehende Peilung und befinden den Ankerplatz für gut, um über Nacht zu bleiben. 10 Minuten später legt die Etcetera ab – nicht schade, denn der Skipper ist ein wenig sympathischer Mensch, der Hilfsbereitschaft und Seemannschaft nicht im Vokabular hat. Vor zwei Jahren mussten wir wegen einer defekten Stopfbuchse und Wasser im Schiff früh morgens an den Steg vom Palmiye, um das Technik-Team an Bord zu lassen. Morgens kurz nach 7.00 Uhr ist noch niemand am Steg, um zu helfen. Er war an Bord seiner Etcetera, Nane hat gerufen, ob er uns bitte die Achterleinen annehmen kann, das hat er verweigert. Wir kamen trotzdem an den Steg, aber danach wollte er, dass Dogan (ein Freund von uns), uns wegen illegalen Anlegens wieder rausschmeißt. Was ein Depp…. Am Ende musste er gehen…. Darum grüßen wir uns nicht wirklich, wenn wir uns sehen.

Wir gehen erst mal eine Runde Baden – herrlich nach einer Nacht in Bozburun ohne Duschen und Bademöglichkeit. Wir chillen an Deck, kommen langsam runter und genießen die Stimmung in der Bucht. Unser Ankerplatz ist ideal, um abends den Sonnenuntergang zu genießen und morgens die Sonne aufgehen zu sehen, wenn man denn wach ist, also Nane.

Zum Abendessen gibt es gebratene Zucchini, Nudelsalat und Tsatziki. Danach genießen wir den Sternenhimmel, hören Schiller und finden die Welt wieder schön.

Montag, 22.09.2025 | Kargi Koyu – Bozburun | 21 nm

Der Sonnenaufgang über den östlichen Felsen der Bucht ist traumschön. Wir haben wunderbar geschlafen und der erste Kaffee an Deck mit Blick auf Symi in der Morgenstimmung ist einfach wunderschön. Nane macht Spiegeleier zum Frühstück für Dirk und Joghurt mit Honig und Nüssen für sich selbst. Heute wollen wir einen neuen Ankerplatz im nördlichen Teil der Datca-Bucht austesten. Es ist immer noch kein bis wenig Wind angesagt, so dass wir noch nicht ganz in den Hisarönü rein wollen, sondern checken wollen, was die Datca-Bucht noch so zu bieten hat. Dirk fragt Nane, ob sie noch mal schwimmen möchte und die begeht den großen Fehler zu antworten, „Nein erst in der nächsten Bucht.“ Also Motor an….. Motor an…. Motor an…. Nichts geht. Die Starterbatterie ist tot. Beim Anlassen fällt die Spannung auf 5 Volt. Nicht gut! Und schon ist die herrlich entspannte Stimmung dahin. Dirk baut das Bett in der Heckkabine auf der Backbordseite auseinander, um an die Batterien zu kommen, telefoniert mit Walter über WhatsApp und überbrückt mit Hilfe der Service-Batterien, dass sich der Motor starten lässt. Trotzdem Mist! Wo bekommen wir bestmöglich eine neue Starterbatterie her? Wir sind zwar nur 2 Seemeilen von Datca entfernt, aber diesbezüglich gibt es kaum Bootsausrüster in Datca, wo man eine Batterie bekommen kann. Also schätzen wir die Chancen in Bozburun für besser ein. Anker auf und los. Dirk macht ein Foto der toten Batterie und schickt es Mehmet zur Info. Wir fragen Wolfgang Kahl, der in Bozburun lebt, wo er eine Batterie kaufen würde. So einfach ist das dann auch in Bozburun nicht. Mehmet schreibt, dass er genau die Batterie, die wir hatten, besorgen kann und sie in den Dolmus nach Bozburun stellt, wir müssten sie nur abholen. Das klingt nach einem Plan. Wir schätzen, dass wir gegen 15 Uhr in Bozburun sind. Auf der Höhe von Symi checkt Dirk noch mit Walter und Mehmet einige technische Details und schwups ist unser Internet plötzlich weg. Hmmm hoffentlich nicht durch griechisches Netz leergesaugt, ist Martin erst mit seiner Türkcell-Karte passiert. Auch im Yesilova bekommen wir keinen Internetzugang mehr – komisch. Pünktlich und typisch deutsch laufen wir in den Hafen ein, kein freier Platz zu sehen. Jemand ruft von der rechten Hafenseite, dass wir 10 Minuten außerhalb warten sollen, bis ein anderes Boot abgelegt hat – okay. So cruisen wir in der Bucht von Bozburun, überlegen, wo wir wenn alles schnell geht nachher vor Anker liegen können und checken die Tiefen. Ein Kat kommt rausgefahren und wir können rein. Wir kriegen natürlich nicht den Platz des Kat, der schön breit und gut zum Anlegen gewesen wäre, sondern eine kleine Lücke zwischen einer englischen Segelyacht und einem unbesetzten Motorboot. Nane ist am Anker und Dirk steuert an. Perfektes Anlegemanöver des Skippers, muss man neidlos anerkennen. Wir liegen und checken unsere Kommunikation – Internet yok. Nane fragt nach dem WLAN-Passwort von Osmans Place und bekommt es. So erfahren wir, dass Mehmet die Batterie in den 16.00 Uhr Dolmus nach Bozburun stellt und wir um 17.30 Uhr, wenn der Bus ankommt, die Batterie abholen können. Okay, dann wird das heute mit der Ankerbucht nichts mehr. Was würde Jörgi sagen? „Zufall ersetzt Planung durch Irrtum.“ Norbert kommentiert, dass das ja klasse ist, wir sehen das anders, denn wieder ist ein Tag unseres Urlaubs kaputt, den wir mit technischen Problemstellungen verbringen. Von den unnötigen Motorstunden und der Hafengebühr ganz zu schweigen.

Nane schreibt Canan an und bittet sie unsere Internetkarte nochmal mit 100 GB zu füllen – danach sind wir wieder kommunikationsfähig. Nane holt erst mal ein Dondurma, das zweite auf diesem Törn, wir werden bescheidener. Dann warten wir auf den Dolmus, holen die Batterie und die Arbeit für Dirk fängt mal wieder an. Er baut die Batterie ein, wir starten den Motor und es funktioniert. Zu früh gefreut – jetzt fängt die Analyse des Problems erst an. Kann es sein, dass etwas nicht so verkabelt ist, wie es sein sollte. Walter bittet Dirk dies und jenes zu checken – der Abend kommt. Nane will zwischendrin mal duschen gehen, aber die Duschen in der Marina sind kaputt und abgeschlossen. So langsam platzt auch ihr der Kragen über Murphys Law, wenn etwas schief läuft, dann richtig.

Zurück an Bord hat Dirk festgestellt, dass ein Landstromanschluss frei ist und schließt uns an, damit die neue Batterie vollgeladen wird. Nane macht in der Zwischenzeit Schinkennudeln und Tomatensalat. Wir haben keine Lust irgendwo hin zu gehen. Gegen 20:30 Uhr ist die Arbeit getan und wir chillen an Deck. Martin schreibt, dass er nachher mit dem Dinghi in die Stadt kommt, wir laden ihn auf einen Drink bei uns an Bord ein.

Er kommt mit einer Freundin, wir quatschen und die beiden bekommen einen Martini Tonic von Nane. Dann müssen sie dringend was essen gehen, wollen aber nach dem Essen noch auf einen Absacker vorbeikommen.

Dirk und Nane lassen die vergangene Woche mal Revue passieren – viel Trouble, viel Stress, viele negative Emotionen. Wir haben das Beste daraus gemacht, aber schön ist anders und auch wir haben wie Norbert es immer betont „Urlaub“!  Bevor wir tiefer in die unangenehme Situation einsteigen können, sind Martin und seine Freundin wieder da. Wir genehmigen und einen Gin Tonic (ein kleiner Rest der Vor-Crew) und quatschen über die Region, darüber, wie es früher hier war, was sich alles verändert und warum wir trotzdem die Türkei immer noch als unser Lieblingsrevier sehen. Es ist ein schöner Abschluss für diesen schrecklichen Tag. Kurz nach Mitternacht verschwinden wir in der Koje, holen vorher die Passerella ein, damit wir möglichst keinen Katzenbesuch haben und versperren den Niedergang mit einem Tuch. Gute Nacht.

Sonntag, 21.09.2025 | Palamut – Kargi Koyu | 11,5 nm

Wir haben gut geschlafen und wurden nur einmal in der Nacht durch den ungebetenen Besuch einer Katze geweckt. Für eine Nacht war der Liegeplatz okay, länger hätten wir das nicht gebraucht. Kurz nach 8 Uhr ist der erste Kaffee fertig. Es gibt nur ein Müsli zum Frühstück. Nane schnappt sich eine Einkaufstasche und geht zum SOK-Market. Noch etwas Obst, einen Eimer Süzme Yoghurt, Ekmek und „Vogelfutter“ steht auf der imaginären Einkaufsliste. Zurück an Bord schreiben wir Gürcan, dass wir gegen 10 Uhr aufbrechen wollen, er aber nach der Hochzeitsparty gestern Nacht nicht extra zum Hafen kommen muss. Er antwortet, dass er sich verabschieden möchte. Wir sitzen noch ein wenig im Cockpit zusammen und quatschen. Nane fragt, ob er seine Freundin auch irgendwann heiraten möchte, er meint ja. Nane will wissen, ob sie eingeladen wird – klar doch, Gürcan gibt Bescheid, wenn es soweit ist. Er fragt noch, wo wir hinwollen und Nane checkt mit ihm Ankerbucht und Wetter. Wir verabschieden uns und versprechen, im nächsten Jahr wieder zu kommen – wir kommen ja nicht wegen dem Ort, sondern wegen der Menschen! Gürcan hat sich verändert, schlank, keine Zigaretten, kein Alkohol – sehr auf seine Gesundheit bedacht – das gefällt uns. Wir legen ab und winken, es fühlt sich komisch an, irgendwie emotional und ein wenig traurig. Seine Geschwister, seine Nichten und Neffen – alle haben diesen Ort verlassen. Er ist immer noch da und wird auch dableiben. Er kümmert sich um seine Eltern, ist immer greifbar, wenn sie etwas brauchen, aber seine Geschwister sind in den Erzählungen der Eltern die Helden, auf die man stolz ist. Alle sind schwer beschäftigt, keiner hat Zeit sich um die Eltern zu kümmern, „Gürcan macht das schon.“ Er meint, er ist der „Ärmste“ von seinen Geschwistern, die sich nicht wirklich dafür interessieren, wie er das immer größer werdende Thema – Pflege der Eltern – gemanaged bekommt und gleichzeitig seinen eigenen Job machen kann. Die Nachfrage nach Grundstücken und Häusern in Palamut hat drastisch nachgelassen, so dass auch hier gerade „Flaute“ herrscht. Das sind existentielle Sorgen, die wir uns aktuell nicht machen müssen, deshalb verdienen sie umso mehr unseren Respekt. Das Einzige, was wir tun können, weiterhin diese Freundschaft pflegen und wenn wir in der Nähe sind, vorbeizuschauen, zuzuhören und zur Aufmunterung ein paar Duplo mitzubringen.

Wir legen kurz vor 10 Uhr ab und nehmen Kurs auf das kleine Kap der Datca-Bucht. Wir wollen schauen, ob wir in Svens Lieblingsbucht einen Platz bekommen, das ist für Sonntag sicher kaum möglich, aber vielleicht haben wir Glück. Plan B ist die Kargi-Bucht unterhalb von Datca. Der Wind reicht nicht aus, um die Segel zu setzen, also motoren wir die 11,5 Seemeilen. Wie erwartet ist die Armutlusu Koyu voll belegt, also steuern wir die Kargi Koyu an. Wir ankern auf 6 Meter Tiefe mit 30 Meter Kette und fahren den Anker mit 2000 Umdrehungen gut ein. Dirk entdeckt eine kleine Meeresschildkröte und schnappt sich die GoPro und die Taucherbrille, um nach der Schildkröte zu schauen und den Anker zu checken, die Schildkröte hält sich in der Nähe des Ankers auf – zwei Fliegen mit einer Klappe. Dirk ist zufrieden, der Anker ist fett eingegraben im Sand – perfekt. Nane will es selber auch noch mal wissen und schaut sich den Anker an – passt. Das Wasser ist herrlich klar. Die Sonne reflektiert im Wasser, der Sandboden erscheint türkis – herrlich ist der richtige Ausdruck. Es ist auch für den Nachmittag und die Nacht kein wirklicher Wind angesagt, so dass wir hier frei schwojend liegen bleiben können. Wir schwimmen, hören Musik und chillen an Deck – fühlt sich an wie Urlaub.

Am Nachmittag bekommen wir ein wenig Hunger und Nane macht Ofengemüse mit Schafskäse und Fladenbrot – auch lecker. Gegen 16 Uhr kommen noch einige Ausflugsboote in die Bucht, laute Musik schallt zu uns rüber, aber kurz nach 17 Uhr sind sie wieder weg. Am Ufer sind ein paar türkische Badegäste zu sehen. Sie grillen und das erzeugt Rauch, der von der Straße aus gesehen wird, kurz darauf rückt die Feuerwehr an. Soweit wir das aus der Ferne beurteilen können, wird die Grillstelle am Strand begutachtet und für gut befunden, denn nach 20 Minuten rücken sie wieder ab und es wird weiter gegrillt.

Gegen Abend wechselt die Richtung des kaum vorhandenen Winds und wir drehen uns im Kreis. Nanes Anker-App behält das unter Kontrolle, so dass wir uns erst Gedanken machen müssen, wenn der Alarm losschrillt. Es steht etwas Schwell in die Bucht, das wäre ein Grund gewesen doch eine Landleine an die Felsen am Ufer zu spannen, doch da wenig Wind und somit auch wenig Schwell angesagt ist, lassen wir es für heute gut sein.

Die Sonne geht unter, der Blick Richtung Symi ist magisch – das Wasser und der Himmel bieten ein herrliches Farbenspiel von leuchtend orange bis zu pastelltönen in türkis und rosa. Nane fällt der Skipper der Salty Dog ein, der ihr 2006 vor ihrer praktischen SKS-Prüfung folgenden Satz mitgegeben hat: „Wenn Gott gewollt hätte, das Frauen segeln, hätte er das Meer rosa gefärbt.“ So lieber Salty Dog das ist der Beweis, das Wasser scheint pastellig hellblau und rosa – der liebe Gott hat es genauso gewollt! Wir überlegen, wie alt er jetzt wohl ist und denken nicht, dass er noch auf dem Meer unterwegs sein kann, denn er war schon vor 19 Jahren in Rente.

Wir genießen die Abendstimmung, bestaunen den Sternenhimmel, warten auf Sternschnuppen, die nicht kommen und gehen dann irgendwann in die Koje.