Als wir aufwachen, ist es herrlich friedlich. Das einzige Geräusch, dass wir in den Morgenstunden noch gehört haben, war nicht der Wind, sondern der überaus motivierte Hahn, der nicht aufgehört hat zu krähen. Das Wasser in der Bucht ist spiegelglatt, als wenn nichts gewesen wäre – spannend diese Wetterphänomene.
Zum Frühstück wünscht sich die süße Crew nochmal Milchreis – der Wunsch ist Nane Befehl, also gibt es süßen Brei mit Zimt und Zucker. Nane will danach sofort Thomas Diabetes-Werte sehen, die er nicht so gerne zeigen will…..
Wir gehen um unsere Rechnung der letzten beiden Tage zu bezahlen und um uns bis zum nächsten Jahr zu verabschieden. Das wird eine lange Zeit und wer weiß, was das nächste Jahr bringt. Der Liegeplatz der Pura Vida kann noch nicht verlängert werden und die Konditionen kennen wir auch noch nicht. Wir werden sehen. Die Kreditkarten-Zahlung funktioniert heute nicht. Ein türkischer Skipper überweist seinen Rechnungsbetrag, das können wir nicht, denn wir haben kein türkisches Konto. Also kratzen wir unsere Tyl zusammen und bekommen auch noch das Trinkgeld hin.
Als wir ablegen wollen, kommt die Sennur Richtung Jetty – Lothar und Sennur wollten uns nur kurz hallo zurufen, wir waren in Sögüt verabredet, was leider wegen des Sturms nicht geklappt hat. Wir hoffen uns in der nächsten Saison zu treffen und bleiben in Kontakt. Die beiden haben in Dirsek Bükü abgewettert, was in der geschützten Bucht wesentlich unspektakulärer gewesen sein muss, als bei uns.
Wir wollen ablegen und machen schon mal die Muring von der Boje los. Als Nane die Muring vom Jetty losmachen will, stellt sie entsetzt fest, dass die Muring in unserem Anlegemanöver innen zurückgeführt wurde und nicht losgemacht werden kann, weil sie um die Reling hängt. Micha und Nane lösen das Kuddelmuddel vorn und Dirk und Thomas schauen, dass wir trotz fehlender Muring nicht zurück an den Steg getrieben werden. Am Ende kriegen wir die Situation wie immer gelöst und kommen gut los. Tschüss Sailors Paradise – wir schreiben uns im Winter die ein oder andere WhatsApp.
Für heute ist nicht viel Wind angesagt, aber wir versuchen es trotzdem und wollen mit achterlichem Wind im Yesliova-Golf Richtung Sögüt halsen. Das funktioniert nur bedingt, denn mit 1,9 Knoten Fahrt schiebt sich die ETA immer weiter nach hinten, so dass wir aufgeben und den Motor starten.
Als wir den Jetty von Captains Table ansteuern ist noch genau ein freier Platz am Steg, direkt neben einer Motoryacht, die wir von Weitem schon als die “Il Sogno” ausmachen. Schön, dass wir Hansi hier treffen, er liegt am gleichen Ponton wie wir in der Adaköy Marina und Mehmet, der sich mit um die Pura Vida kümmert, ist der Mitarbeiter von seinem Schwager und ihm – das war wirklich ein Glücksfall für uns.
Den Anlege-Drink nehmen wir mit Hansi, danach holt Nane erst mal ein Dondurma für die Crew – Thomas braucht zwei. Wir tauschen gleich die leere Gasflasche und Nane bestellt zwei Faldenbrote und Gözleme für den nächsten Morgen. Wir begrüßen die Familie und freuen uns auch, die Eltern von Sabit und Salih zu sehen, die zwar deutlich älter und auch gebrechlicher geworden sind, aber immer noch mit der Familie hier in Sögüt zusammen leben. Dirk lässt die Drohne steigen, Thomas und Nane gönnen sich Weißweinschorle und Micha geht wandern. Der Nachmittag gleitet dahin. Nane macht irgendwann einen Coban Salat und wie immer passt das Timing und Micha ist zurück von seiner Wanderung, so dass wir zusammen essen können.
Natürlich wollen wir hier auch noch eine Runde schwimmen und so vergeht der Nachmittag schneller als gedacht. Den traditionellen Sundowner auf dem Vorschiff verpasst Thomas schlafend, der Rest genießt das herrliche Licht über der Bucht.
Zum Abendessen gibt es Garlic-Mushrooms, Seegras, Börek, Oktopus und Dorade – lecker und als Nachtisch eine Art Milchcreme, die als türkische Creme Brulée gesehen werden kann – alles sehr lecker. Die Rechnung wollen wir morgen bezahlen. So langsam wird es frisch – die abendlichen Temperaturen sind nicht mehr so angenehm wie vor dem Sturm. Dirk und Micha gehen noch eine Runde über den Jetty vom Octopus und Thomas und Nane packen sich in Hoodies und Jogginghosen, um noch ein wenig im Cockpit zu sitzen und das blaue Unterwasser-Licht der Il Sogno zu genießen. In dem blauen Licht werden zwei große Fische gesichtet. Sabit kommt mit der Harpune, aber leider tauchen die zwei nicht mehr auf – schade, wären sicher lecker im Restaurant gewesen.