Kurz nach 8 Uhr sind wir wach. Der Wind hat die Nacht über durchgeblasen, aber wir haben gut geschlafen. ZR war im Wasser und meinte, dass es noch kälter ist als gestern Abend. Also frühstücken wir erst mal, vielleicht hat danach noch jemand Lust zu schwimmen. Die Landleine muss auf jeden Fall gelöst werden. Nach und nach legt die russische Flotille vom Jetty ab. Ein Boot, dass innen lag war festgefahren und konnte sich nur mit viel Gas rückwärts losfahren. Wir sind froh, dass wir an der Boje lagen und die Partystimmung nur aus der Ferne mitbekommen haben. Die Beschallung der Bucht mit russischer Musik war heftig – aber so kennen wir russische Crews, nach dem Motto „uns gehört die Welt – ohne Rücksicht auf andere“.
ZR und Elmar waren schon schwimmen als der Rest von uns im Cockpit erscheint und auf Kaffee hofft. Dirk, Petra und Nane verzichten auf einen morgendlichen Swim, denn ZR meint, dass das Wasser so kalt ist wie in Palamut (also sehr kalt). Die PuraVida sagt 23 Grad, übersetzt heißt das 19° C – das brauchen wir heute früh nicht. Keine Ahnung, warum die Temperatur höher angezeigt wird, als sie tatsächlich ist, vielleicht um die Crews zum Schwimmen zu motivieren.
Wir sind alle etwas müde, die Hitze der letzten Tage macht uns zu schaffen. Die Temperaturen liegen bei 36°C und sollen noch höher klettern. Also legen wir um 10.30 Uhr ab und wollen den angesagten Wind aus West nutzen, um mit der Genua nach Ciftlik zu cruisen. Zumindest stimmt heute die Windvorhersage und wir kommen streckenweise mit über 5 Knoten voran – prima.
Vor der Einfahrt nach Ciftlik holen wir die Genua ein und bereiten alles vor um anzulegen. Wir steuern den Steg vom Deniz Restaurant an – hier kommen wir seit 2006 immer wieder gerne her. Hassan ist auch am Steg und nach der Begrüßung erklärt er uns, dass auch er „cok yorgun“ ist, sprich sehr müde. Das stellt er auch eine halbe Stunde später unter Beweis, als er auf seinem Stuhl am Jetty einschläft. Nach einem kleinen Anleger wollen wir alle erst mal ins Wasser. Der Wind hat nochmal zugelegt und pfeift mit 17 Knoten achterlich ins Cockpit – so warm wie ein Fön, aber besser als nichts. Hassan ruft „Nane Abla“ der Wind hat seinen Hut vom Kopf gefegt und Nane (grade beim schwimmen) fischt ihn aus dem Wasser und bringt ihn wieder zum Steg. Jetzt kann er mit gekühltem Kopf weiterschlafen. Wir gehen an diesem Nachmittag noch mehrfach ins Wasser, zwischendurch holt Dirk ein Dondurma und Nane schneidet die restliche Wassermelone auf. Wir bekommen noch Nachbarn, eine ältere englische Crew legt an und das erste was der Skipper macht, als sein Schiff liegt, ist ins Wasser zu springen. Nach einem Sundowner gehen wir gegen 19:30 Uhr zum Essen. Auch hier ist das Preis-Leistungsverhältnis noch richtig gut und die Qualität ist klasse. Wir merken aber, dass wir weniger Hunger haben als noch zum Start unserer Reise. Bei der Auswahl der Vorspeisen sind wir etwas zaghafter und Petra verzichtet sogar ganz auf einen Hauptgang. Zurück an Bord gönnen wir uns noch einen letzten Drink, aber die Müdigkeit gewinnt. Elmar schläft schon kurz in Petras Schoß ein und kaum eine halbe Stunde später verschwinden wir nach und nach in unseren Kojen.