Samstag, 20.09.2025 | Kocabahce Koyu – Palamut | 25 nm

Die Nacht war gefühlt kurz, weshalb wir gerne noch ein bisschen länger geschlafen hätten, aber wir werden wach, als die Amel neben uns ablegt. Nane winkt Good Bye und kocht erst mal einen Kaffee – den Luxus von frischem Kaffeeduft geweckt zu werden, gibt es nur, wenn ZR mit dabei ist. Unser Frühstück besteht aus Kaffee und Orangensaft, Müsli wollen wir unterwegs erst essen, wir haben 25 Meilen vor uns, da haben wir Zeit. Wir gehen zahlen und trinken noch einen Cay. Berrin schenkt uns noch eine „Karadut-Marmelade“ für unterwegs und wir verabschieden uns bis nächste Woche irgendwann.

Um 9:30 Uhr sind die Leinen los und wir fahren aus der Bucht. In der Hoffnung, dass der Wind, der uns in der Nacht geweckt hat, zumindest für ein paar Seemeilen unter Segel reicht, nehmen wir Kurs auf das Kap am Ende der Datca-Bucht. Im Autopilot genießen wir dann ein Müsli an Deck. Das Licht, die Farbe des Wassers und die Gegend sind einfach ein Traum und wir können es nur genießen. Auf der Höhe von Symi kommt Wind auf und wir setzen die Segel. Anfänglich haben wir 5,7 Knoten Fahrt, das ist bei dem wenigen Wind wirklich beachtlich, aber irgendwann schläft Dirk ein und dann auch der Wind. Nane muss ihn wecken, den mit 2,1 Knoten Fahrt kommen wir nie pünktlich an der Absaugstation in Palamut an. Motor an und weiter geht es – das Groß lassen wir stehen, vielleicht kommt ja später noch bisschen Wind. Der Wind hat uns im Stich gelassen, also holen wir 50 Minuten vor Palamut das Groß ein und schreiben Gürcan unsere ungefähre Ankunftszeit.

Gegen 15 Uhr sind wir an der Hafeneinfahrt von Palamut. An der rechten Seite ist ein Steg aus Holz, an dem wir längsseits festmachen, um Abzupumpen und eine neue Bluecard zu bekommen. Auch hier ist der Hafen videoüberwacht. Gürcan erzählt, dass wen jemand das Zertifikat ohne Abpumpen herausgibt, kostet das 100.000 Dollar Strafe. Der Hafenmeister pumpt ab und wir zahlen für Abpumpen und Hafengebühr 2.000 Tyl. Leider sind alle Plätze im Hafen belegt, so dass wir an dem Steg liegenbleiben müssen. Also alle Fender auf die Steuerbordseite und gut. Gürcan kommt an Bord und bekommt erst mal seine 2 Packungen Duplo. Er hat für uns zwei Gläser Honig von Caglar dabei. Nane gibt ihm 1.000 Tyl für den Honig, der uns im Winter an Palamut erinnen wird – schön. Wir quatschen noch ein bisschen über die Familie und verabreden uns für 18.00 Uhr beim Bece Burger. Dirk spritzt die Pura Vida ab, während Nane auf Wunsch von Dirk einen Obstsalat mit Joghurt macht – ZR wäre entsetzt über die Versorgung an Bord.

Im Anschluss chillt Nane an Deck und Dirk begibt sich mit seiner Drohne auf Entdeckungstour.  Die Bilder, die Dirk mitbringt, sind wie immer klasse. Wir gönnen uns noch ein Shandy und dann ist es schon Zeit, sich Richtung Betce Burger auf den Weg zu machen. Gürcan ist schon da als wir ankommen. Wir bestellen unsere Burger, die wirklich herausragend gut sind und setzen uns an einen Tisch mit Barhockern Blickrichtung Hafen. Wir quatschen über die Veränderungen in Palamut. So viele Glücksritter sind hierhergekommen und gescheitert. Etliche Restaurants und Bars sind geschlossen. Gürcan bringt es auf den Punkt. „They just wanted to make money. They don’t understand, that people come to people and not to places.“ Er hat so recht. Wir sind wegen der einzigartigen Atmosphäre ins Adamik gekommen, die die Familie geschaffen hat und nicht wegen des Gebäudes. Wenn das Flair weg ist, bleiben die Gäste aus. So auch jetzt das ehemalige Adamik, obwohl aufwendig renoviert, ist geschlossen. Gürcan verabschiedet sich gegen 21 Uhr, er muss noch auf eine Hochzeit ins Dorf. Für uns ist das nichts, wir bleiben lieber und machen eine Runde durch Palamut. Leere Restaurants und Cafés, keinen richtigen Market mehr – überall gibt es nur Alkohol zu kaufen. Relativ weit hinten in der Straße gibt es noch einen SOK, nicht gut sortiert, aber zumindest eine Möglichkeit, morgen früh noch etwas nachzubunkern. Beim Bäcker nehmen wir noch Mandel- und Kokosmakronen mit und chillen mit Musik aus der Bose-Box an Bord. Unser Sehnsuchtsort hat sich verändert, nicht zum Positiven. Ähnlich, wie Selimiye – sehr schade. Gürcan will morgen früh noch vorbeikommen, um uns zu verabschieden. Er hat sich gefreut, uns mal wieder zu sehen. Letztes Jahr im Sommer waren wir das letzte Mal hier.

Freitag, 19.09.2025 | Sögüt – Kocabahce Koyu | 15 nm

Der stürmische Wind aus Nordost heute Nacht hat uns Schlaf gekostet, weshalb wir erst gegen 8.20 Uhr wach werden. Auf den Nachbarbooten herrscht noch absolute Ruhe. Die Pura Vida ist im wahrsten Sinne des Wortes eingestaubt – überall feiner Staub, innen wie außen durch den heftigen Wind von Land. Wir fangen erst mal das Wischen und Feudeln an, während der Kaffee kocht. Schwimmen wollen wir heute früh nicht mehr, dass machen wir in Sailors Paradise. Wir räumen zusammen und gehen noch Cay trinken. Gegen 11 Uhr kommt die Nachbar-Crew der Pamina Blue aus den Kojen. Wir ziehen unseren geliehenen Adapter wieder ein und gehen ins Restaurant um die Rechnung der letzten beiden Tage zu bezahlen. Auch wenn das Preis-Leistungs-Verhältnis hier sehr gut ist, sind die Preissteigerungen deutlich spürbar – es wird Zeit, dass wir in die Buchten kommen – auch wegen unserer Vorräte.

Beim Abschied besteht das türkische Pärchen von gestern darauf, noch einen Cay mit uns zu trinken, so zieht sich die Zeit dahin. Um 11:45 Uhr kommen wir dann endlich los und verabschieden uns für ein paar Tage. Wir werden auf dem Rückweg sicher nochmal in Sögüt vorbeikommen.

Zurück an Bord sagen wir den englischen Nachbarn Tschüss, die nach uns Ausschau halten wollen, um sich mal wieder zu begegnen. Wir verabschieden uns von der Crew der Pamina Blue und legen ab. Martin wollen wir in den nächsten zwei Wochen auf jeden Fall nochmal bei Sailors treffen.

Die Wettervorhersage hat für Freitag noch Ausläufer des Sturms angesagt, weshalb Nane meint, dass die Genua reichen sollte. Leider stimmt die Einschätzung nicht. Der Wind ist extrem böig. Mal 18 Knoten, mal 5 – ordentlich Fahrt aufnehmen, klappt nicht so richtig gut. Wir hangeln uns durch den Yesilova und haben die ein oder andere Wende mehr zu fahren, als nötig gewesen wäre. Dirk meint, er ist es ja, der hier die Arbeit bei jeder Wende zu verrichten hat, das wäre bestimmt Absicht. Aber wir halten durch und nehmen auch 3 Knoten Fahrt noch als angenehm hin.

Im Hisarönü ist der Wind dann eingeschlafen, wir starten den Motor und nehmen Kurs auf Kocabahce Koyu. Um 15.30 Uhr sind wir am Jetty, müssen die ein oder andere Runde drehen – niemand ist zu sehen. Es sind noch 2 Plätze frei, einer davon ist für uns reserviert. Serkan und der Koch kommen nach einer weiteren Runde angesprungen und wir legen an. Kein Vergleich zum Anlegemanöver unter Starkwind im letzten Sommer – es läuft wie geschmiert. Dirk verspürt ein kleines Hüngerchen und Nane macht überbackenes Brot, mit schinken, Käse und Tomaten – schmeckt gut. Die Familie ist unterwegs – Tarek holt Zerrin, die Kinder und Mehmet ab, der gerade viel Zeit in Marmaris verbringt, weil er Magenprobleme hat und eine Operation bevorsteht. Berrin ist auch dabei und so sehen wir die Familie ankommen, als wir gerade im Wasser sind und eine Runde schwimmen und mit Hansis Tauchroboter spielen – macht echt Laune das Ding!

Dirk hat vorher noch eine Runde im „Keller“ verbracht, sprich in der hinteren Backkiste und den Abgasschlauch repariert und richtig fixiert. Wenn die Backskiste unachtsam mit Fendern, Wasserkanistern oder Paddeln befüllt wird, leidet der Schlauch und reißt – ist gefühlt nur Pappmaché. Die Reparatur macht er nun jedes Jahr einmal. Schauen wir wie lange es diesmal hält.

Zurück aus dem Wasser gehen wir duschen und werden zum family-Cay erwartet. Zerrin hat Kuchen gebacken und Berrin besteht darauf, dass wir jeder ein großes Stück essen – wie sollen wir bis zum Abendessen wieder Platz im Magen finden?

Nach dem Cay und dem leckeren, Schoko-Bananen-Walnuss-Kuchen brauchen wir ein Power-Nap und genießen die Ruhe im Cockpit. Dirk stellt vorsichtshalber den Wecker, nicht dass wir das Abendessen verschlafen.

Kurz vor 20 Uhr gehen wir zum Essen – die längere Pause war nötig – und bestellen nur wenig, weil wir gefühlt noch satt sind. Prompt kommt noch eine Zucchini-Vorspeise aufs Haus dazu und dann noch ein großer Obstteller zum Nachtisch. Wir schaffen schon unser Hauptgericht nicht. Nane schreibt ZR, dass er fehlt, weil wir es alleine nicht aufgegessen bekommen. Er lacht nur und findet diese Nachricht angenehmer als die technischen Problemmeldungen davor.

Zurück an Bord brauchen wir eine Raki – Dirk auch! Wir genießen den lauen Abend, der fast windstill ist und verschwinden in der Koje. Aber auch diese Nacht werden wir vom Wind geweckt, der nicht angesagt heftig an den Murings zerrt und in die Luken pfeift. Wir machen alles dicht und versuchen noch mal einzuschlafen, irgendwann gelingt das auch.

Donnerstag, 18.09.2025 | Sögüt

Wir haben herrlich geschlafen, tief und fest. Nur eine kurze Unterbrechung durch eine Mücke hat Nane aus dem Bett getrieben, um Antibrumm einzusetzen. Jetzt erst mal einen Kaffee – immer in Gedenken an ZR versteht sich. Nane holt das vorbestellte Fladenbrot bei Irems Market und Dirk findet, dass frisches Fladenbrot, Butter und Honig von Hassan als Frühstück völlig ausreichen. Wo er Recht hat, hat er Recht.

Wir genießen den Morgen und noch ist kein Wind zu spüren. Aber wir glauben der Wettervorhersage und den Einheimischen. Sabit kommt an den Steg und verpasst jedem Boot eine zweite Muring – ein untrügliches Zeichen, dass es besser ist zu bleiben.

Nane und Dirk wollen sich den Ort Sögüt anschauen und fragen bei Gülümser nach, wie lange man läuft, die schaut nur irritiert und meint „to long Abla.“ Sabit bietet an uns die 4 km Berg hoch und auf der anderen Seite 4 km bergab zu fahren. Als wir die Strecke im Auto zurücklegen, sind wir mehr als dankbar. Nane hätte umgedreht – definitiv. Der Ort, den wir sehen, wenn wir mit dem Boot reinkommen, ist nicht wirklich groß. Am Wasser entlang reihen sich Ferienhäuser aneinander, zwischendrin kleine Cafés. Hier sieht man in den Yesilova und die Schaumkronen sind heftig, das Wasser klatscht gegen die beiden vorgelagerten Inseln. Wir laufen den Kiesweg zwischen Häusern und Wasserlinie entlang , bewundern das ein oder andere schmucke Häuschen und kommen an einem Café vorbei, in dem ein Pensionsgast von Captains Table mit seiner Frau sitzt. Er spricht eine Mischung aus türkisch, griechisch und englisch mit uns (wir verstehen wenig) und freut sich uns zu sehen. Wir trinken einen Cay und ein Wasser zusammen und beide bestehen darauf uns wieder mit zurück zu Captains Table zu nehmen – wir sind dankbar. Ansonsten hätten wir Sabit angerufen oder es per Anhalter versucht (ganz wie früher). Der Wind hat kräftig zugelegt und wir sind froh, dass wir hier sicher liegen. Jetzt erst mal eine Runde schwimmen. Dirk probiert den Tauchroboter von Hansi aus und ist begeistert. Das macht echt Spaß!

Nane macht einen Salat mit Thunfisch und Croutons als Mittagssnack und checkt mit Tarek, ob wir morgen einen Platz bei Sailors Paradise bekommen. Tarek schickt eine Sprachnachricht, dass aktuell sehr viel Wind in die Bucht steht, aber morgen wäre es okay.

Der Wind nimmt auch hier weiter zu und draußen an den Inseln klatschen die Wellen mit Gischtfontänen ans Ufer. Wir machen einen Besuch auf der Pamina Blue, trinken Cay mit Gülümser und quatschen ein wenig. Die Saison ist bald zu Ende und im Winter ist wieder mehr Zeit für die Familie. Deniz ist Fenerbahce-Fan, Öykü will später mal im Tourismus arbeiten. Urlaub, wie wir ihn kennen ist für die Familie nicht möglich. Mal ein paar Tage innerhalb der Türkei Familie besuchen oder Sehenswürdigkeiten anschauen – das ist alles. Sabit geht im Winter fischen und Gülümser kümmert sich um die Familie. Das Leben schaltet im Winter ein paar Gänge zurück und gibt wieder Kraft für die kommende Saison. Das Klima ist angenehm um die 20°C, Gülümser freut sich sehr darauf. Wir machen einen Spaziergang zum Gemeindesteg beim Octopus-Restaurant – jeder Platz ist belegt. Bei einem Katamaran bleiben wir stehen, er heißt PuraVida II – cool. Wir quatschen ein wenig mit dem türkischen Eigner und nehmen auf dem Rückweg bei Irems Market zwei 5-Liter-Kanister Wasser mit.

Wir genießen den chilligen Nachmittag und gönnen uns einen sehr windigen Sundowner-Drink auf dem Vorschiff – herrlich. Gegen 19:30 Uhr gehen wir zum Essen. Dirk entscheidet sich heute für Chicken Curry und Reis, Nane nimmt Garlic-Mushrooms zum Hauptgang, als Vorspeise gibt es Sigara Börek und „Waterkress“ mit Joghurt und Mandeln. Di Crew der Pamina Blue kommt dazu und wir quatschen bis spät. Martin hat Gülümser gebeten, etwas für ihn zu waschen – das hat auch geklappt. Perfekter Service hier. Sabit sagt immer „if you are happy, we are happy.“

Zurück an Bord gönnen wir uns noch ein „Gute Nacht“-Radler und verschwinden in der Koje. Gegen 3 Uhr wachen wir auf, weil der Wind, der eingeschlafen war, heftig auffrischt, aber diesmal aus Nord-Ost. Dirk schaut raus und meint Rauch zu sehen, aber es sind Staubwolken, die aufgewirbelt werden. Es ist stürmisch, über 25 Knoten. Das war in keinem Forecast zu sehen. Hier liegen wir sicher, darum schlafen wir schnell wieder ein.