Mittwoch, 17.09.2025 | Ciftlik – Sögüt | 32 nm

Wir wachen früh auf, denn wir wollen möglichst um 8 Uhr auslaufen. Nane kocht einen letzten Kaffee in Ciftlik und wir gönnen uns noch einen kurzen Moment der Ruhe im Cockpit. Bezahlt und verabschiedet haben wir uns bereits am Vortag – 4 Tage Ciftlik, das hatten wir noch nie – wir bekommen sogar Indirim auf die Rechnung.

Wir kommen sehr gut raus und nehmen Kurs auf Kizil Ada und finden es herrlich endlich unterwegs zu sein. Auf der Höhe der Kizil Ada kommt endlich ausreichend Wind auf, dass wir die Segel setzen können – hoffentlich erleben wir hier nicht die nächste böse Überraschung. Wir wollen nur mit der Genua segeln, denn zwischen Rhodos und der türkischen Küste kann es schnell zu viel werden. Wir sind zu zweit und haben keine Lust auf Stress unter Segel. Mit der großen Genua kommt man auch beim Am-Wind-Kursen gut klar und so haben wir schnell 6 Konten Fahrt, dann 7, dann 8 Knoten – wir werden für die Zwangspause entlohnt. Max. 8,4 erreichen wir heute und finden es einfach perfekt. Wir kreuzen auf, dass wir um das Kap bei Bozukkale rumkommen und genießen die Schnelligkeit der Pura Vida. Zwischen Symi und dem türkischen Festland schläft der Wind leider wie immer ein und wir müssen die Genua einholen. Aber kaum im Yesilova, setzen wir sie wieder. Jetzt machen wir zwar nur 3 Knoten Fahrt, aber Hauptsache wir sind unter Segel unterwegs.
Wir halsen durch den Yesliova und kommen so langsam an. Gegen 15:30 Uhr steuern wir auf den Jetty von Captains Table zu. Sabit und Gülümser stehen am Jetty, wir machen fest und werden herzlich empfangen und umarmt. Wir quatschen ein bisschen und dann kommt auch Öykü, die mit Nane zu Irems Market geht, um ein Brot zu kaufen. Dirk konnte einen seiner zwei Adana-Spieße gestern Abend nicht mehr essen, weshalb wir ihn mitbekommen haben. Jetzt gibt es aufgewärmt, mit Käse überbacken eine Art Burger für jeden von uns. Lecker.

Martin ist informiert, dass wir schon am Steg liegen und so können wir herrlich an Deck chillen.

Die Pamina Blue kommt kurz nach 18 Uhr an den Steg und so lernen wir auch die Crew Matthias und Andreas kennen. Coole Combo die drei. Wir verabreden uns gemeinsam essen zu gehen. Beim Abendessen tauschen Dirk und Martin Insiderwissen über die Region aus und Nane quatscht mit Andreas und Matthias. Die Wettervorhersage für morgen steht noch ein wenig zur Diskussion, ob es denn wirklich zu heftig ist, um rauszusegeln. Aus unserer Sicht ja, Martin sieht das ebenso – also bleiben wir alle. Auch wenn Wetteronline „nur“ 55 Stunden-Kilometer vorhersagt – aber eben an Land und nicht auf dem Wasser, wo es wesentlich mehr sein soll.

Zurück an Bord gönnen wir uns noch einen Raki als Absacker und verschwinden gegen Mitternacht in der Koje.

Dienstag, 16.09.2025 | Ciftlik

Und hier die nächste Folge von „Täglich grüßt das Murmeltier“. Beim ersten Kaffee an Deck bekommen wir die Nachricht, dass das Team so gegen 11 Uhr da sein wird. Jetzt hoffen wir mal, dass wenn sie da sind auch die Reparatur hinbekommen. Der nette Engländer, der perfekt türkisch spricht, muss leider vorher los, so dass er uns seine Übersetzungsdienste nicht anbieten kann, wenn das Team hier ist. Schade, denn er hat sehr viel technisches Boots-Knowhow, das in der Übersetzung geholfen hätte. Am Donnerstag soll viel Wind kommen, bis dahin wollten wir in Sögüt sein, um das abzuwettern. Mal sehen, ob wir heute loskommen oder noch ein paar Folgen auf uns warten…

Gegen 11.30 Uhr wird Nane nervös, keiner meldet sich, niemand ist am Start. Das Problem ist, dass wenn man eine türkische Seele zu sehr nervt, dass dann u.U. gar nichts mehr geht und aktuell sind wir vom Wohl und Wehe dieser Company abhängig. Hansi kommt mit seinem Submarine-Teil rüber und meint, wir bräuchten Abwechslung. Nane soll das mal probieren. Er kommt an Bord, kriegt noch einen Kaffee und Nane testet das Teil. WOW – was ein Spaß Stufe 1 ist gechillt. Stufe zwei ist schnell und bei Stufe 3 zieht es einem den Bikini aus. Also wieder Stufe 1. Wenn man nach unten steuert, kann auch Nane tauchen und die Unterwasser-Sicht macht echt Spaß, vor allem in dem Tempo.

Zurück an Bord quatschen wir noch ein wenig mit Hansi und als er aufbrechen will, fragt er, wo denn sein Submarine ist. Nane erschrickt, denn sie hat es hinten auf die Badeplattform gelegt – es ist weg. Runtergefallen kann es nicht sein. Da taucht Heinz auf und lacht sich schlapp. Er hat uns einen gehörigen Schrecken eingejagt. Die beiden verabschieden sich und Nane und Dirk diskutieren, ob Mehmet sich in den Reparatur-Prozess einschalten soll. Gegen 12:40 taucht Sinan der Techniker vom Samstag wieder auf. Der türkische Skipper Bülent, mit dem Dirk sich hin und wieder über Social Media austauscht ist am Steg und hilft zu übersetzen. Die erste gute Nachricht ist, dass Sinan, der Techniker, meint, dass er alles wieder zum Laufen bringt – beruhigend. Bülent muss aber los, also bitten wir Hassan weiter zu übersetzen, dass beim Einbau in der Kommunikation nichts schiefläuft. Die Analyse des Problems hat ergeben, dass jemand im Autopilot-Modus gegen den Autopiloten gesteuert haben muss oder in Rückwärts-Fahrt das Steuerrad losgelassen haben muss, dass es so heftig ausgeschlagen ist. Beide Theorien können wir nicht widerlegen, weil wir nicht dabei waren, als der Fehler beim ersten Mal aufgetreten ist. Als alles eingebaut ist, bitten wir den Techniker mit uns zusammen abzulegen um in der Bucht von Ciftlik das Steuersystem zu testen. Er willigt ein. Also legen wir ab, beobachten die Anzeige des Ruderanschlags am Autopilot und nachdem wir wieder am Steg liegen, muss noch eine kleine Korrektur der Steuerradstellung vorgenommen werden.  Jetzt geht es um das Thema Bezahlung. Zuerst will man 500 Euro von uns. Dirk diskutiert, dass das Problem evtl. ja auch schon beim Einbau der Welle in Bozburun verursacht wurde. Aber dagegen sprechen die besseren Argumente. Ganz Einkäufer, fängt es das handeln an. Wir sind bei 400 Euro, dann bei 300 Euro cash. Okay das können wir machen. Was uns ärgert, dass wir 4 Tage in Ciftlik verloren haben, weil die Vor-Crew mit unserem Miteigner, das Problem ignoriert hat – wir haben Redebedarf!

Nachdem der Techniker von Bord ist fangen wir an die schwarzen Schlieren und Dapper zu reinigen, die überall rund um die Backskiste verteilt sind. Martin kommt, um sich zu verabschieden und muss mit uns einen „Gott sei Dank, alles erledigt“-Anleger trinken. Wir verabreden uns für Mittwoch in Sögüt, am Donnerstag soll sehr viel Wind kommen. Alle englischen und türkischen Skipper haben uns gewarnt, dass wir uns einen sicheren Platz suchen sollen. Also reserviert Nane in Sögüt bei Captains Table zwei Plätze für die Pura Vida und die Pamina Blue. Gülümser freut sich, wir auch – perfekt.

Nachdem alles wieder weggeräumt ist, wollen wir erst mal eine Runde schwimmen, das haben wir uns verdient – wir sind mehr als erleichtert. Der Plan B wäre gewesen, sich von Hansi zurück in die Adaköy Marina schleppen zu lassen, um die Reparaturen dort erledigen zu lassen.

Am späten Nachmittag sind in Ciftlik alle Jetty-Plätze inkl. der Innenliegeplätze belegt. Außen neben uns kommt eine rote 50er Phoenix neben uns mit Stefan von SKA-Yachting und seiner Freundin. Tolles Schiff – sogar mit Hydrogenerator ausgestattet. Den Strom brauchen sicher allein die vielen großen Displays – aber wirklich beeindruckend. Wir hatten die Vorstellung der Yacht bei den Bootsprofis gesehen.

Da der Jetty voll ist, gehen wir schon um 19.00 Uhr zum Essen, sonst dauert es zu lange. Im Anschluss wollen wir noch bei Hansi auf der Il Sogno vorbei. Nane leiht sich den Tauchroboter, für 1 Woche bis er wieder zurück ist und wir uns wieder treffen. Das wird spaßig! Wir quatschen und quatschen über Gott und die Welt und man freut sich mit uns über unsere Erleichterung. Zurück an Bord verschwinden wir in der Koje, wir wollen morgen früh los, 8.00 Uhr ist das Ziel, denn nach Sögüt sind es direkt 30 Seemeilen und wer weiß, wieviel wir kreuzen müssen.

Montag, 15.09.2025 | Ciftlik

Und täglich grüßt das Murmeltier – Nane wacht in der Morgendämmerung auf, macht ein fast identisches Foto im Vergleich zu gestern, legt sich noch mal hin, lauscht den Windgeräuschen und steht dann auf, um Kaffee zu kochen. Heute Nachmittag will das Technik-Team wieder kommen und das ausgebaute Teil der Ruderanlage repariert wieder einbauen – hoffen wir das das klappt. Noch sind wir guten Mutes…

Gestern haben wir überlegt, mit wem wir schon alles in Ciftlik waren. Wir kamen auf knapp 40 Namen von A wie Alex bis Z wie ZR. Allen hat es gefallen, jedem hat es geschmeckt und viele waren mehr als einmal hier.

Der erste Kaffee ist getrunken, der zweite auch und bis zum Nachmittag dauert es noch gefühlt sehr lange. Wir suchen nach Beschäftigung.
Nane schwimmt heute 4-mal Richtung Strand und zurück, putzt die Scheiben der Sprayhood und schafft es irgendwie nicht einfach nur zu chillen. Dirk fragt, welche Tabletten sie heute zu sich genommen hat und ist irritiert – ob positiv kann er noch nicht sagen. Er steigt in die hintere Backskiste und macht Fotos vom Ist-Zustand, man weiß nie, wann man die mal braucht. Mehmet schreibt, ob er uns irgendwie unterstützen kann – leider nicht, denn wir haben selbst keine Ahnung, wie es nun weiter geht. Welche Geduldsübung – „ohmmm“ würde ZR sagen.

Nane schreibt Rahmi an, ob es Neuigkeiten gibt – keine Antwort. Kurz nach 12 Uhr kommt, dass er Bescheid gibt, wenn er weiß wann die Techniker kommen. Na dann wir warten weiter – lalala lala….

Es ist 14 Uhr – laut Google ist die Definition von Nachmittag die Zeit vom Mittag bis zum Abend – aaahhhhhh wir warten und bekommen keine Infos. Warten ist jetzt nicht die Kernkompetenz von uns. Dirk macht ein Nickerchen – besser ist es, sonst regt er sich zu sehr auf.

Nane schwimmt in der Zeit zur Il Sogno, die mit Hansi und Crew beim Steg von Mehmet liegt. Wir quatschen ein bisschen und Hansi will mit seinem Freund nachher mit den Unterwasser-Scootern rüberkommen. Die beiden besuchen uns und erzählen begeistert, dass sie mit den Unterwasser-Scootern richtig schnell unterwegs sind und Spaß haben. Vielleicht probieren wir das morgen mal aus. Aktuell warten wir auf die Techniker, die ja jeden Moment kommen müssten.

Kurz vor 18 Uhr bekommen wir die Nachricht, dass derjenige, der in der Werft in Bozburun den Einbau der neuen Welle mit Walter und Regina organisiert hat, sich nicht mehr zuständig fühlt und wir uns direkt an diejenigen wenden sollen, die das Teil ausgebaut haben. Nane ist irritiert, denn die Rechnung wurde an ihn bezahlt. Er schickt die Kontaktdaten von dem Technik-Team in Marmaris. Nane ruft Walter an, um zu klären, wie das in Bozburun gelaufen ist. Der der die Rechnung stellt, ist nach unserem Rechtsverständnis auch für die Garantie zuständig – sieht hier nicht danach aus.

Nane schreibt den Technik-Kontakt an, der erklärt, dass er auch nicht verantwortlich für das Problem ist. Aktuell wäre das Teil in einer Werkstatt mit Drehmaschinen, um die abgebrochenen Schrauben rauszubekommen. Auf die Frage, ob uns morgen geholfen werden kann, gab es keine Antwort.  Na toll!

Martin von der Pamina Blue schaut vorbei und erkundigt sich nach dem Status Quo unserer Problemlage. Leider können wir nichts Positives berichten, freuen uns aber über die Abwechslung und den Schnack.

Beim Abendessen schenkt uns Hassan ein Glas Honig „für die Nerven“ – ach sind die alle lieb hier. Wir liegen morgen dann den 4. Tag am Jetty des Deniz Restaurants und sind froh, dass man hier viel Verständnis für unsere Situation hat, denn wir belegen damit ja den Platz am Steg.

Wir haben nun den Plan bis morgen 12 Uhr zu warten, wenn dann keine Lösung in Sicht ist, Mehmet einzuschalten, der sich für uns darum kümmern soll. Zur Not müssten wir uns von Hansi abschleppen lassen. Sicher ist mal, dass spätestens nach dem Einbau die Frage im Raum steht, wer soll das bezahlen. Unser eindeutiges Garantieempfinden wird von den Beteiligten anders gesehen.

Wir schauen noch auf einen Absacke auf der Il Sogno vorbei und gönnen uns zurück an Bord einen Raki. Umgeben von russischen Crews verabschieden wir uns aber schnell in die Kojen.