Dienstag, 30.09.2025 | Kocabahce Koyu – Sögüt | 13 nm

Der Wecker ist auf 7:30 Uhr gestellt, aber Dirk und Nane sind schon vorher wach. Die Nacht war laut, der Wind, die klatschenden Wellen und so wachen wir beide nicht gerade erholt auf. Wir machen alles klar zum Ablegen, Fenster zu, Polster rein, Handtücher rein, Dinghi festzurren, etc. Dann gehen wir ins Restaurant, um die Rechnung zu bezahlen und um uns zu verabschieden. Der Abschied fällt uns schwer, wir lieben diesen Ort und die Menschen hier. Nane bekommt von Berrin noch 4 Eier in die Hand gedrückt, dass sie für Dirk bitte ein Frühstück machen soll, wenn wir angekommen sind – aye aye „Berrin Sultan“.

Die Crew auf der Il Sogno ist auch wach und wir verabschieden uns bis spätestens Freitag. Hansi hat auch das Wetter gecheckt und ist froh, dass es nicht über 30 Knoten geben wird. Wir haben den Wind direkt auf der Nase und legen ab. Tarek und Serkan sind am Steg, um nach den Achterleinen zu schauen, dass sich nichts verheddert. Nochmal ein kurzes „Good Bye“ und wir sind unterwegs, es ist 8:20 Uhr – wie nach Plan. Nane holt die Fender rein und wir fahren aus der Bucht. Ganz schön viel Welle da draußen, aber handelbar. Wir setzen die Genua zunächst „Am Wind“ und haben schnell 7 Knoten Fahrt – die Pura Vida gleitet unter Segel viel besser durch die Wellen als unter Motor. Vorne am Kap können wir schon abfallen und cruisen mit 6,5 Knoten Speed an der Untiefen-Tonne vorbei, die wir auf Steuerbordseite lassen. Im Yesilova wird der Wellengang weniger und achterlich fühlt sich der Wind nicht mehr so heftig an, wie mit Kurs am Wind. Auf der Höhe der Einfahrt von Bozburun kommen wir in eine Art Windloch und müssen halsen, um wieder Fahrt aufzunehmen. Dann noch eine Halse und wir haben perfekten Kurs, um zwischen dem Kap und der kleinen Insel in die Bucht von Sögüt zu cruisen. Wir müssen anluven und nehmen noch die ein oder andere Böe mit für unseren Speed. Als wir die Segel einholen, werden wir von 4 Yachten unter Motor überholt, die eine fährt extrem knapp an uns vorbei – Idiot. Sie benehmen sich, als ob sie Angst hätten, dass wir ihnen den Platz am Steg streitig machen. Wir haben bei Captains Table reserviert und dieser Platz ist uns sicher, egal, was für einen Zirkus ihr hier veranstaltet… Dirk hat Sabit und Gülümser informiert, dass wir in 10 Minuten da sind. Sabit steht auf einem roten Fischerboot, das am Steg liegt und springt mit der Muring über. Dirk und Nane machen die Achterleinen und auch der Koch und der Papa stehen am Steg – wie nett. Um kurz vor 11 liegen wir am sicher verzurrt am Jetty – herrlich. Das ist eine herzliche Umarmung wert. Gülümser lädt uns ein, erst mal einen Cay zu trinken und serviert uns dazu eine Art Kuchen Keks geschichtet mit Schokolade – mega lecker. Nach der süßen Stärkung gehen wir in den Market und kaufen eine neue Gasflasche und holen ein Brot und laufen am Steg des Octopus entlang. Die Boote haben hier wesentlich mehr Bewegung durch Wind und Welle als bei uns – alles richtig gemacht. Jetzt will Dirk das Omelett aus den Eiern, die Berrin uns extra mitgegeben hat – bekommt er.

Nach dem späten Frühstück spritzen wir das Cockpit aus und das Salz der Wellen, die übergekommen sind. Danach gönnt sich Dirk ein Nickerchen….

Gegen 17.00 Uhr gehen wir noch eine Runde spazieren. Nane checkt das Wetter und entscheidet, morgen schon nach Ciftlik zu gehen. Dann kann man schauen, was das Wetter am Donnerstag und Freitag macht und hat keine langen Wege mehr zurück in die Adaköy. Jetzt noch ein Sundowner an Bord und dann ist es schon wieder Zeit, zum Abendessen zu gehen. Es windet stark, trotzdem sitzen wir auf der Terrasse des Restaurants und nicht innen hinter Glas. Nane entscheidet sich für Chicken Curry und Dirk für Tavuk Schnitzel, dazu Sigara Börek und Haydari. Nane teilt ihr Chicken Curry mit einer kleinen Katze und schaut sich die Wettervorhersage an. Um 22 Uhr soll der Wind einschlafen, Sabit lacht „Ja Abla, bestimmt.“ Was soll’s ändern können wir ja sowieso nichts. Dirk will heute keinen Raki als Absacker, das Wetter-Thema geht ihm auf den Keks – jetzt hatten wir die ganze Zeit wenig Wind zum Segeln und jetzt zum Ende soll es so viel werden, dass wir evtl. früher in die Marina müssen – nervig.

Montag, 29.09.2025 | Orhaniye – Kocabahce Koyu | 9 nm

Heute brauchen wir nur einen Kaffee – wir sind immer noch satt, vom ausgiebigen Abendessen bei Ersoy. Das Nachbarschiff geht noch frühstücken und die Omeletts sehen wirklich gigantisch gut aus, sind aber auch sehr große Portionen. Wir trinken noch einen Cay mit den Jungs und bezahlen die Rechnung vom Vorabend. So günstig haben wir noch nirgendwo gegessen! 1.300 Tyl für uns beide bei allem, was aufgefahren wurde – wirklich zu empfehlen! Für heute ist kein Wind angesagt, wir legen ab und fahren die 1,5 Stunden unter Motor Richtung Kocabahce. Die Il Sogno wird uns einholen – Reisegschwindigkeit zwischen 12 und 15 Knoten. So ist es auch, in der Einfahrt nach Selimiye überholen uns die Jungs und Dirk filmt die Il Sogno, wie sie an uns vorbeikommt, natürlich nicht ohne zu winken und zu rufen, dass wir langsam sind. Dafür haben wir an der Tanke ausgerechnet, dass wir nur 1,74 Liter Diesel pro Motorstunde gebraucht haben, das ist richtig gut. Hansi braucht 70 Liter Sprit pro Stunde, das ist der kleine Unterschied.

Wir kommen kurz nach 11 Uhr in Kocabahce an und gehen erst mal hallo sagen. Berrin und Tarek laden uns auf einen Tee ein und wir bekommen noch Brot und Ei als Snack – die beiden sind gerade am Frühstücken. Danach wollen wir ins Wasser bevor der Regen kommt. Wir genießen die Schwimmrunde zu den roten Bojen und finden es schön, nochmal hier zu sein. Ein Crew-Mitglied von Hansi macht das Kanu fertig und geht auf Tour. Dirk geht eine Runde Drohne fliegen. Die Wolken werden schwarzer am Himmel und es fängt an zu regnen. Wir machen den Sonnenschutz runter, dass wir möglichst trocken im Cockpit bleiben können, funktioniert einigermaßen. Passend zu dem Schmuddelwetter macht Nane eine große Portion Milchreis mit Zimt und Zucker und wir genießen die warme Zwischenmahlzeit bei heftigem Regen im Cockpit.

Gegen 16:30 Uhr ist der Regen vorbei und wir gehen nochmal eine Runde schwimmen. Dirk ist mit Taucherbrille und GoPro unterwegs, mal sehen, welche Bilder er mitbringt. Hansi hat auch eine Drohne dabei, die ist neu und er hat sie zu Hause noch nie ausprobiert, also tüfteln Dirk und er, wie sie das Ding gestartet kriegen. Irgendwann klappt es. Währenddessen trinkt Nane mit Berrin Cay, ein türkischer Skipper eines großen Motorbootes sitzt mit dabei und fungiert als Übersetzer. Dann kommen noch zwei Frauen von dem Motorboot dazu. Wenn Nane es richtig verstanden hat, muss sie nur 3 Monate im Jahr arbeiten, den Rest ist sie mit der riesigen Yacht (viel größer als die Il Sogno) mit Kaptan, Crew, ihrem Mann und Freunden unterwegs. Nicht schlecht. Schade, dass wir das nicht auch so realisieren können.

Der Wind nimmt zu und bei Sailors wird alles nach Innen verlagert. Kaum jemand möchte draußen sitzen. Wir haben Hoodies an und sind froh, dass wir sie dabeihaben. Um 19 Uhr gehen wir zum Essen. Hansis Crew schlemmt und ist begeistert. Nane checkt das Wetter und ist es weniger. Der zunehmende Wind wird am Dienstag und Mittwoch noch stärker, in Böen bis 30 Knoten. Also entscheiden wir, dass wir morgen früh um 8.30 Uhr ablegen und zu Captains Table an den Jetty gehen, um dort den Dienstag abzuwettern, evtl. auch den Mittwoch, mal sehen. Auf der Il Sogno gibt es noch einen Campari Orange als Absacker, wir verabschieden uns aber recht früh, weil wir noch eine Mütze Schlafe brauchen. Der Wind pfeift und die Wellen klatschen gegen die Boote – die Geräuschkulisse ist recht laut, um in den Schlaf zu finden.

Sonntag, 28.09.2025 | Kuruca Bükü – Orhaniye | 13 nm

Wir wachen erst gegen 8 Uhr auf – nach 2 Wochen sind wir im Urlaubsmodus angekommen. Nane kocht Kaffee und wir frühstücken nur ein Müsli. Unterwegs wollen wir überbackene Brote mit Schinken, Tomaten und Käse machen. Wir haben wenig achterlichen Wind, wollen aber trotzdem jede Segelminute nutzen und setzen die Genua. Nane bereitet die Brote vor, schmeißt den Backofen an und nach 30 Minuten genießen wir bei gemütlichen 4 Knoten Fahrt das Essen und den Blick auf die Küste, die an uns vorbeizieht. Der Wind nimmt zu und wir bekommen mehr Fahrt – schön. In Orhaniye wollen wir auf jeden Fall volltanken – wer weiß, wie das bei den vorhergesagten Windverhältnissen am Freitag, wenn alle in der Netsel tanken wollen, möglich sein wird. Als wir gerade an die Tanke fahren, ruft Hansi an, wo wir denn bleiben. Er hat heute für uns bei Ersoy einen Platz am Jetty reserviert. Dirk meint, in 20 Minuten sind wir da. Die Bucht von Orhaniye ist voll mit Ankerliegern, teilweise auch an der Boje. Der Kurs gleicht einem kleinen Slalom. Hier liegen richtig schöne teure Yachten, an Jettys, an Bojen mit Landleine, eine neben der anderen.

Am Steg von Ersoy stehen schon Mustafa und sein Vater „Herzlich willkommen“ rufen sie uns entgegen. Hansi übergibt die Muringleine an Nane und so kommen wir perfekt an den Steg. Wir begrüßen Hansi mit seiner Männer-Crew und nach einem Shandy als Anleger und einem Obstsalat mit Joghurt als erfrischenden Snack ist Dirk in Reparaturarbeiten involviert. Beim Ausfahren der automatischen Badeleiter hat sich Hansi den Gashebel seines Dinghis abgerissen. Nach einer Weile mit vielen Bemühungen, es wieder hinzukriegen, kommt man zu der Erkenntnis, dass es ohne Ersatzteile nicht gehen wird. Wir schnacken von einem Boot zum anderen und verabreden uns um 19 Uhr zum Essen.

Ersoys Pansiyon und der krumme und schiefe Jetty erinnern an die Türkei vor 30 bis 40 Jahren. Als man anfing, Seglern Anlegemöglichkeiten zu bauen und ihnen etwas typisch türkisches zu kochen. Es ist eine nostalgische Zeitreise, die einen hier erwartet und das Ambiente ist sehr ursprünglich und rustikal. Dafür sind die Google-Bewertungen für das Essen phänomenal gut. Hansi schwärmt uns von einem Tavuk-Cordonbleu gefüllt mit Käse und Zwiebeln vor, das er hier gerne ist. Wir haben einen gemeinsamen Tisch, lernen die Männer-Crew aus Duisburg und Umgebung kennen und finden die Altersspanne von Ende 50 bis über 80 richtig klasse. Dirk geht auf Entdeckungstour mit seiner GoPro und kommt mit frischen Feigen für Nane zurück – lecker. Als wir zum Essen gehen, kommen Vorspeisen ohne Ende, getoastetes Brot, Butter, gegrilltes Gemüse, Bohnen, Salat, Gemüse mit Joghurt, ein Auberginen-Auflauf, Sigara Börek und noch einiges mehr. Zum Hauptgang folgen die meisten Hansis Empfehlung, einige entscheiden sich für Schwertfisch. Das Essen ist super, dazu gibt es Berge von Pommes und Nanes „kücük“-Portion wäre bei uns zu Hause ein Mega-Cordonbleu. Ach ZR wo bist Du? Wem kann ich das tolle Fleisch anbieten, wenn ich satt bin? Hansi und einer seiner Crew machen für Nane den ZR und sie ist froh, denn es wäre zu schade, um das gute Essen. Im Anschluss gibt es noch Cay und Wassermelone. Dann gehen wir auf einen Absacker auf die Il Sogno aus einem Absacker werden zwei, drei, vier. Wir haben sehr viel Spaß, lachen, erzählen Anekdoten – die Jungs waren alle im gleichen Kanu-Verein und haben an internationalen Wettbewerben teilgenommen. Die beiden älteren Herren waren Trainer und hatten einige ihrer Schützlinge bei den deutschen Meisterschaften und bei der Olympiade – cool. Kurz nach Mitternacht verabschieden wir uns und gehen zurück auf die PuraVida. Morgen wollen wir zusammen mit der Il Sogno nach Kocabahce – Regen ist angesagt, den kann man dort gut abwettern. Nane hat bei Tarek reserviert – klappt also.