Kurz vor 7 Uhr wachen wir in der Kuyulu Koyu auf, noch vor dem gestellten Wecker. Dafür werden wir mit einem atemberaubenden Sonnenaufgang belohnt. Die Pura Vida ist klatschnass – so viel Kondenswasser hatten wir noch nie an Deck. Das Wasser in der Bucht ist spiegelglatt und wir sehen eine Schildkröte am Schiff vorbeischwimmen. Dirk macht die Landleine und Boris wickelt sie auf. Er streift das Wasser mit der Hand ab und übersieht eine Biene, die in prompt in die Handfläche sticht – sch…. Am letzten Tag, das muss doch nicht sein. Boris zieht den Stachel raus und Nane verarztet mit Fenistil. Dirk drückt Boris eine kalte Efes-Dose in die Hand, um sofort zu kühlen. Wir holen den Anker auf und tuckern Richtung Orhaniye. Unterwegs gibt es noch einen Kaffee – wichtig ist, dass wir um 8.30 Uhr am Steg des Palmiye liegen, denn dort sind wir mit dem Miknatis-Team verabredet, damit die Antriebsmanschette abgedichtet wird. Wir holen jeden Morgen 30 Liter aus der Bilge – das macht keinen Spaß und beunruhigt Nane mehr als ihr lieb ist. Nächste Woche sind wir allein unterwegs, da brauchen wir nicht noch mehr Baustellen an Bord.
Als wir kurz vor 8.30 Uhr zum Steg des Palmiye-Restaurants kommen, ist am Steg niemand zu sehen, der unsere Achterleinen nehmen könnte oder uns die Muring anreichen könnte. Nane sieht den Flotillenchef von SailBest auf seiner Etcetera und bittet ihn, uns die Achterleinen anzunehmen, aber er zuckt nur mit den Achseln und dreht sich weg. Spannend, wie holländische Seemannschaft aussieht. Wir entscheiden uns deshalb für eine Lücke zwischen zwei anderen Yachten, um wenigstens nicht seitlich abzudriften und fahren an den Steg. Boris springt über und nimmt die erste Achterleine. Danach gibt er Nane die Muring und prompt schneidet er sich an der Leine. Hier setzen sich viele Muscheln an den Leinen ab und man zerschneidet sich leicht die Hände. Nane macht die Muring deshalb mit Handschuhen – besser ist das. Als wir alleine ohne Unterstützung am Steg liegen, ist Dirk schon stolz auf diese Crew, die ja aus zwei Neulingen besteht, die sich aber in den beiden Wochen sehr schnell zu kompetenten Crew-Mitgliedern entwickelt haben.
Nane verarztet die Schnittwunde mit Desinfektion und Sprühpflaster und Dirk macht sich auf den Weg, um Dogan zu suchen, dem die Palmiye-Marina gehört und der uns den Platz reserviert hat. Dabei kommt er an dem Schiff von SailBest vorbei, wo an Deck gerade gefrühstückt wird. Er bedankt sich für die freundliche Hilfe und läuft weiter. Der Holländer springt wie von der Tarantel gestochen auf und rennt ihm hinterher. Auf dem Steg trifft Dirk Dogan und bedankt sich für die Reservierung als der BestSail-Skipper ihn einholt und brüllt, dass wir illegal am Steg wären. Dogan beachtet ihn gar nicht, was uns amüsiert und Dirk erklärt nochmal, dass wir ihn um Hilfe gebeten haben, er uns aber nicht helfen wollte und jetzt ist gut. Wir kennen nun das MindSet von BestSail und wünschen ihm, dass er genau auf solche Menschen trifft, wie er selbst einer ist.
Nane macht eine Fruchtplatte zum Frühstück und die Jungs wollen nur Müsli dazu. Kaum ist die erste Schale Müsli leer kommen schon die Jungs von Miknatis über den Steg und analysieren das Problem des Wassereintritts. Dirk unterstützt wo er kann und wir frühstücken gemütlich zu Ende.
Die Antriebsmanschette, die Dirk schon als Ursache ausgemacht hat, ist tatsächlich das Problem und die beiden Techniker reparieren die Sache so gut als möglich, ohne dass die Pura Vida aus dem Wasser muss – zumindest nicht während der Saison.
Die Reparatur ging schneller als gedacht und so spritzen wir die Pura Vida erst mal ab – die von den überkommenden Wellen letzte Woche ganz schön salzig ist. Danach gehen wir an den Pool, um uns von den anstrengenden Putzarbeiten ein wenig zu erholen. Wir haben den Pool für uns – sehr schön. So chillen wir am Pool, schwimmen, lassen uns in der Luftmatratze von Boris treiben und Dirk holt zwischendrin ein Eis für alle. Gegen 15 Uhr machen sich Fabi, Dirk und Nane auf den Weg zur Sandbank, um ein Stück darauf zu laufen. Wir wollen es den vielen Touristen, die über’s Wasser gehen einfach mal gleich tun. Es ist wirklich heiß und Dirk entscheidet sich, nicht durch’s Wasser zu waten und lieber mit Tasche und Schuhen im Schatten auf uns zu warten. Nane dreht nach 10 Minuten um, weil die Steinchen an den Fußsohlen wirklich weh tun und neben den Touristen auch noch Krebse unterwegs sind. Auf Krebsscheren im großen Zeh kann sie verzichten. Fabi läuft tatsächlich die ganze Sandbank ab und kommt etwas später zurück an den Strand. Auf dem Rückweg holen wir Brot und entscheiden, die restlichen Schinkennudeln von gestern als kleinen Mittagssnack noch mal warm zu machen. Nane hofft auf ein weiteres Crew-Mitglied, das heute Abend Chateaubriand mit ihr essen will – das sah letztes Jahr bei Thomas und Alex wirklich gut aus!
Zurück an Bord bekommen wir die Info, dass wir morgen um 10 Uhr raus müssen, weil eine andere Reservierung da ist – kein Problem. Wir wollen in unsere Lieblingsbucht. Boris fängt an zu packen und Fabian macht sich noch auf, eine kleine Wanderung zu starten, er will aber gegen 19 Uhr zurück sein.
Zurück an Bord beginnt das große Packen. Der Seesack von Boris ist leider naß geworden, denn das Wasser aus der Bilge ist auch in ein Schab bei ihm in die Kabine gelaufen – der Seesack liegt jetzt erst mal zum Trocknen draußen.
Wir gehen zum Essen und Nane hat Fabian und Boris schon den Mund wässrig gemacht für Chateaubriand – als wir es bestellen wollen ist es leider aus „Yok“. Also begnügen wir uns mit Burgern und Tuna-Salat, Fabi entscheidet sich für Lamb Sis. Das Ballonbrot vorweg ist super lecker und wir versuchen den Abend zu genießen, was uns nicht so ganz gelingt, denn es ist schon schade, dass uns die beiden heute Nacht verlassen werden. Wir schauen, dass wir noch eine Mütze Schlaf bekommen, bevor morgen früh der Wecker um kurz nach 2 Uhr klingelt.