Heute wollen wir früh los, wir haben 30 Seemeilen vor uns, also gibt es schon um 8.00 Uhr einen Kaffee und Frühstück. Öykü und Deniz kommen auf den Jetty, um sich von uns zu verabschieden, sie werden gleich vom Schulbus abgeholt. Wir drücken die beiden und wünschen ihnen eine schöne Winterzeit. Gülümser freut sich auf den Winter, Sabit, Tarek, Zerrin, alle sind ein wenig müde von der Saison und freuen sich auf die Zeit mit der Familie, auf’s Fischen, auf Gemüseanbau, auf ihre Ziegenherden, wo Milch und Käse produziert wird – es wird eine ruhigere Phase und die gönnen wir ihnen von ganzem Herzen.
Nach dem Frühstück bezahlen wir unsere Rechnung und verabschieden uns bis zum nächsten Jahr „Inschallah“ – so Gott will (ein schöner Ausdruck). Wir legen ab und fahren die erste Stunde unter Motor bevor wir die Genua setzen können. Dann haben wir herrlichen halben bis achterlichen Wind zwischen Symi und der türkischen Küste, am Kap von Bozukkale fahren wir eine Halse und cruisen mit 6 bis 7 Knoten an den beiden vorgelagerten Inseln vorbei Richtung Ciftlik. Ein herrlicher Segeltag und wir genießen jede der 30 Seemeilen. Kurz vor 15 Uhr kommen wir in die Bucht von Ciftlik hängen die Fender raus und machen die Achterleinen klar. Maradonna und Hassan sind am Steg und wir legen neben einer recht neuen Sun Odyssey 440 an, schick, aber irgendwie nicht unser Fall.
Nane holt erst mal ein Dondurma für alle und wir quatschen mit Hassan über das kommende Wetter. Er meint, er will bis morgen früh abwarten, um zu entscheiden, was sie machen. Auf jeden Fall müssen alle Boote vom Jetty und raus oder in der Bucht vor Anker. Evtl. muss er sogar die Holzplanken aus dem Jetty nehmen, damit die hohen Wellen bei Lodos aus Südost, ihm nicht die Bretter wegspülen. Nicht schön, denn Donnerstag ist der Tag, an dem in Ciftlik alle Stege im Normalfall voll sind, jeder, der am Freitag nach Marmaris zurück muss, kommt am Donnerstag nach Ciftlik – das bedeuten einen großen Umsatzausfall für den Tag, aber Sicherheit geht vor.
Wir gehen schwimmen und nochmal schwimmen, um es auszukosten. Am frühen Abend kommt noch ein sehr altes Schiff mit einem noch älteren Skipper neben uns, über 80, fast taub – Hassan gibt Anweisungen, vorwärts Gas, rückwärts Gas, Muring, Achterleinen – irgendwann liegen sie neben uns. Wir wollen wissen, wo sie herkommen. Direkt aus Rhodos, ohne einzuklarieren, ohne Transitlog, ohne Bluecard – das war vor 20 Jahren problemlos möglich, aber heute? Naja „not my circus, not my monkeys“ – also geben wir nur den Hinweis, das aktuell viel kontrolliert wird und lassen es gut sein.
Es windet stark, heute noch aus Nordwest und so sind alle Tische innen im Restaurant besetzt. Dirk entscheidet sich für Chicken Curry und Nane will heute mal Adana testen – spicy. Wir trinken noch ein paar Cay und checken das Wetter. Für die Nacht von Donnerstag auf Freitag ist Südost-Wind in Böen bis 30 Knoten mit Starkregen angesagt, also werden wir morgen am frühen Nachmittag aufbrechen. Diese Entscheidung treffen alle, die heute Abend da sind. Nur Erik will in der Bucht ankern und bleiben – Hassan meint, er wird ihm beim Ankern helfen und ihn mit Achterleinen an den Felsen auf der Ostseite der Bucht sichern.
Nane telefoniert noch mal mit Martin, Zneji geht morgen früh von Bord und er überlegt, wo er mit seinen „Jungs“, die nächste Woche kommen, überall hin kann. Sögüt, Kocabahce und Orhaniye sind sichere Plätze bei der aktuellen Vorhersage. Nane telefoniert noch mit Zneji und wir hoffen, dass wir uns evtl. im nächsten Jahr nochmal wieder sehen. Der Aufenthalt auf der Pamina Blue war für sie eher ein Arbeitseinsatz als eine schöne Segelwoche, zumindest die Abende mit uns waren ein Highlight.
Zurück an Bord gönnen wir uns noch einen Raki, chillen ein wenig im Cockpit und verkrümeln uns in die Koje als wir anfangen zu frösteln.